Autohersteller

BMW verlängert mit CEO Oliver Zipse um zwei Jahre

Der Aufsichtsrat von BMW hat den Vertrag von Vorstandschef Oliver Zipse vorzeitig um zwei Jahre bis 2026 verlängert. Das Abweichen von der üblichen konzerninternen Altersgrenze von 60 Jahren liegt in der Strategie des Münchner Autobauers begründet.

BMW verlängert mit CEO Oliver Zipse um zwei Jahre

BMW-CEO verlängert vorzeitig bis 2026

Stefan Kroneck, München

Die Würfel sind gefallen. Der Aufsichtsrat von BMW hat vorzeitig den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse nicht nur um ein, sondern sogar um zwei Jahre bis August 2026 verlängert. Der CEO wäre dann 62 Jahre alt. Zipses bisheriger Vertrag lief noch bis Mitte August 2024. Mit dieser Entscheidung weicht das Kontrollgremium von der üblichen Altersgrenze für Vorstandsmitglieder von 60 Jahren ab. Am 7. Februar kommenden Jahres erreicht der CEO diese Schwelle. Nach einer Sitzung begründete das Kontrollgremium des Münchner Autokonzerns seine Ausnahmeentscheidung vor allem mit den strategischen Weichenstellungen, die derzeit anstehen. Zur Mitte der laufenden Dekade zündet BMW mit einer neuen Generation („Neue Klasse“) von E-Modellen eine weitere Offensive, um der wachsenden Konkurrenz in diesem Segment Paroli zu bieten. Die Markteinführung dieser Fahrzeuge läuft an. In der Transformation zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren ist das fürs Unternehmen eine wichtige Phase. „Oliver Zipse hat das Unternehmen (…) sehr erfolgreich durch ein ausgesprochen volatiles Umfeld gesteuert“, ließ sich der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Reithofer in einer Pressemitteilung zitieren. Mit der Neuen Klasse sei BMW „auf dem besten Weg“, ihre „Führungsposition weiter auszubauen“.

Vor diesem Hintergrund herrschte im Aufsichtsrat zwischen der Kapital- und Arbeitnehmerseite Einigkeit darüber, dass Zipse noch zwei Jahre draufsetzt. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Martin Kimmich sprach von einer „guten Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Betriebsrat“. Die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten halten zusammen 48,5% des stimmberechtigten Grundkapitals. Die Börsen-Zeitung berichtete bereits zuvor darüber, dass eine Entscheidung über Zipse ansteht (vgl. BZ vom 18. September).

Der aus Heidelberg stammende Diplom-Ingenieur gilt als Garant dafür, dass BMW dieses Konzept unter seiner Regie ohne große Reibungsverluste umsetzt. Der 59-Jährige sitzt fest im Sattel. Der Vorstandsvorsitzende hat das weiß-blaue Dax-Mitglied in der Transformation zur Elektromobilität wieder auf Kurs gebracht. Die Auslieferungszahlen sind robust, die Profitabilität ist solide und die Aussichten sind dank neuer E-Modelle gut. Zur Vorlage der Halbjahreszahlen erhöhte die Konzernführung ihre Prognose.

China-Chef wird Vertriebsvorstand

Trotz dieser überzeugenden Fahrt in die Zukunft nimmt der CEO des Münchner Autoherstellers in der Branche bisweilen eine Außenseiterrolle ein. Das zeigte sich im Vorfeld der diesjährigen Fachmesse IAA Anfang September. Der CEO prangerte die EU-Verbotspolitik für Autos mit Verbrennungsmotoren an. Den Abschied der Gemeinschaft von neuen Benzin- und Dieselautos bis 2035 bezeichnete er in einem Interview als „fahrlässig“. Für den umfangreichen Bau von E-Fahrzeugen fehlten die dazu notwendigen Rohstoffe. Europa mache sich von Importen abhängig und werde dadurch politisch erpressbar.

Diese Ansicht passt zum BMW-Konzept der „Technologieoffenheit“. Zipse plädiert dafür, bei den Antrieben mehrgleisig zu fahren, solange die Abnehmer dies wünschten. Der Kunde entscheide, lautet sein Credo. Er gehört seit 2015 dem obersten Führungsgremium von BMW an. Zipse verantwortete zunächst das Schlüsselressort Produktion. Vier Jahre darauf stieg er zum CEO auf, nachdem der amtsmüde gewordene Harald Krüger vorzeitig zurückgetreten war. Zipse ist ein Eigengewächs des Unternehmens. Seit 32 Jahren arbeitet er für BMW.

Unterdessen ernannte der Aufsichtsrat Jochen Goller zum Vertriebsvorstand. Der 57-Jährige folgt zum 1. November 2023 vorzeitig auf Pieter Nota, der im nächsten Jahr die Altersgrenze erreicht. Reithofer bezeichnete Goller als ausgewiesenen China-Experten. Seit 1999 arbeitet er für BMW. Der Manager leitet seit 2018 die Konzerngeschäfte im größten Einzelmarkt von BMW. Der Niederländer Nota verantwortet seit April 2019 im Vorstand das Vertriebsressort.