Chinesischer Immobilienbaron sitzt in London in Abschiebehaft
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Mitten in den Wirrungen der Verschuldungskrise bei chinesischen Immobilienentwicklern wird der bereits heftig angeschlagene Branchenriese Guangzhou R&F Properties (R&F) von einer besonderen Problematik erfasst. Der Mitgründer und Vice-Chairman der Gesellschaft Zhang Li ist in London auf Geheiß von US-Gerichtsbarkeiten festgenommen worden und wird Gegenstand eines Auslieferungsverfahrens in die USA. Dem 69-Jährigen wird Bestechung im Zusammenhang mit einer Reihe von Immobilienprojekten vorgeworfen, die R&F gemeinsam mit einem Partner in den USA angestoßen hatte.
Die Nachricht von der Festnahme des Immobilientycoons traf die bereits am Boden liegende R&F-Aktie an der Hongkonger Börse nochmals schwer. Zeitweise ging es um weitere 16% bergab. Seit Mitte 2021 brachen die Titel um mehr als 80% ein. Derzeit ist schwer absehbar, ob die Vorwürfe gegen Zhang auch R&F geschäftlich belasten werden. In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es, die Projektgesellschaft in den USA werde von Zhang persönlich kontrolliert. In jedem Fall aber zeugt die Angelegenheit von einem besonders ausgeprägten „Key Man Risk“ bei Chinas führenden Bauträgern, die mit wenigen Ausnahmen unter der Regie und Mehrheitskontrolle ihrer Gründerfiguren stehen.
Zhang weist eine typische Tycoon-Karriere aus der Frühphase des chinesischen Wirtschaftsbooms auf. Er war einst als Verwaltungsbeamter in einer Immobilienbehörde der Provinz Guangzhou tätig und nutzte daraus entstandenes Know-how und Beziehungsgeflechte für eine Privatinitiative mit dem Billigerwerb eines alten Industriegeländes zur Entwicklung einer Wohnungsanlage. Aus dem gemeinsam mit seinem Kompagnon und gegenwärtigen Chairman von R&F, Li Sze-lim, aufgezogenen Unterfangen entstand ein regionaler Immobilienentwickler, der sich nach einem enormen Wachstumsschub zur Mitte der vergangenen Dekade zu einem der führenden Bauträger des Landes entwickelte. Wie zahlreiche andere chinesische Immobilienbarone weist Zhang enge Verbindungen zur Politik auf und ist seit 2005 ein Delegierter des Beratungsgremiums des chinesischen Volkskongresses.
