Komplett überraschend kam die Nachricht nicht. Dennoch hat die Entscheidung des Verwaltungsrates von Air France-KLM, das Mandat von Pieter Elbers an der Spitze von KLM nicht zu erneuern, in den Niederlanden einen Schock ausgelöst – vor allem bei der Belegschaft der Fluggesellschaft, an deren Steuer der 51-Jährige seit Oktober 2014 saß. Sie haben nun eine Online-Petition gestartet, um für den Verbleib von Elbers als Chef von KLM zu kämpfen. Am Freitag waren bereits mehrere tausend Unterschriften zusammengekommen.

Zwischen Elbers und Ben Smith soll es Spannungen gegeben haben, seit der Kanadier 2018 Chef von Air France-KLM geworden ist. Nach Gerüchten, das Mandat von Elbers könnte nicht verlängert werden, hatte es bereits 2019 eine Unterschriftensammlung gegeben. Das angespannte Verhältnis zwischen den beiden soll einer der Gründe dafür gewesen sein, dass der niederländische Staat 2019 überraschend ins Kapital der Luftfahrtgruppe eingestiegen ist. In den Niederlanden wird Frankreich zudem vorgeworfen, Air France-KLM dominieren zu wollen. Der französische Staat hält seit einer Kapitalerhöhung im letzten Jahr, an der sich die Niederlande nicht beteiligten, 28,6% des Kapitals, der niederländische Staat 9,3%, China Eastern 9,6% und Delta Air Lines 5,8%. Der aus Schiedam bei Rotterdam stammende Manager versicherte, er werde KLM selbstverständlich in dieser Übergangsphase begleiten. „Nach zwei Mandaten, mehr als acht Jahren Führung von KLM, übergebe ich das Steuer voller Vertrauen“, erklärte Elbers. Der Aufsichtsrat der niederländischen Airline habe nach engen Konsultationen mit Elbers festgelegt, dass er kein drittes Mandat als Chef und Aufsichtsratsvorsitzender von KLM wahrnehmen werde, teilte der Verwaltungsrat von Air France-KLM mit. Dem habe man zugestimmt.

Elbers könnte nun für seinen guten Willen mit einem Top-Job bei Delta belohnt werden – einem der wichtigsten Partner und Aktionäre von Air France-KLM, heißt es in Paris. Mitarbeiter und Gewerkschaftsvertreter von KLM sind dennoch schockiert. Denn Elbers galt in ihren Augen als eine Art Garant für die Unabhängigkeit der niederländischen Airline gegenüber ihrer französischen Schwester. Finanziell steht KLM besser da als diese. Darauf kann Elbers stolz sein.

Er hatte nach dem Studium an der Fontys University of Applied Science in Venlo sowie Peking und New York City 1992 bei KLM zunächst als verantwortlicher Lademeister in Schip­hol begonnen. Nach mehreren Posten im Management in den Niederlanden und im Ausland wurde er 2011 Chief Operating Officer der Airline. (Börsen-Zeitung,