Generali-Hauptversammlung

Francesco Caltagirone – ein Rebell mit 79 Jahren

Der italienische Unternehmer Francesco Gaetano Caltagirone führt bei der Generali-Hauptversammlung die Rebellion gegen CEO Philippe Donnet und den Großaktionär Mediobanca an. Er kann auf mächtige Unterstützer zählen.

Francesco Caltagirone – ein Rebell mit 79 Jahren

Von Gerhard Bläske, Mailand

Francesco Gaetano Caltagirone ist mit einem geschätzten Vermögen von 3,8 Mrd. Dollar einer der reichsten Italiener. Der Bau- und Medienunternehmer kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken. Doch wie viele andere Unternehmer seiner Altersgruppe, etwa Giorgio Armani oder Leonardo Del Vecchio, denkt er längst nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: Zusammen mit dem Brillenunternehmer Del Vecchio führt er eine Rebellion an gegen Generali-CEO Philippe Donnet und den ihn unterstützenden Großaktionär Mediobanca. Bei der virtuellen Generali-Hauptversammlung an diesem Freitag in Triest soll es zum Showdown kommen.

Caltagirone hat rund 10% des Kapitals von Generali zusammengekauft, genauso wie der 86-jährige Del Vecchio, der Caltagirone unterstützt. Zusammen mit der Sparkassenstiftung CrT und der Familie Benetton kommen die Partner auf 25% der Anteile. Ob das reicht, wird sich zeigen. Caltagirone will den geflügelten Löwen, das Firmensymbol von Generali, „aufwecken“ und nach seiner Ansicht unausgeschöpfte Potenziale nutzen – mit Übernahmen, Kostensenkungen, dem Ausbau des Wealth Managements und Investitionen in die Digitalisierung. Mit dem langjährigen Generali-Manager Luciano Cirinà schickt er deshalb einen eigenen Kandidaten gegen Donnet ins Rennen.

Der aus einer großen sizilianischen Familie, die schon seit etwa 1800 im Baugeschäft tätig ist, stammende Caltagirone, der in Rom geboren wurde und Vater von drei erwachsenen Kindern ist, spricht von einem „Unabhängigkeitskampf“, den er bei Generali führe. Er wolle den Versicherer anschließend zu neuen Höhen führen und zu einem multinationalen Konzern unter italienischer Souveränität machen, der das Sparvermögen der Italiener schütze.

Dabei hat Caltagirone die Strategie der Geschäftsführung, bei der er einen zu starken Mediobanca-Einfluss sieht, lange mitgetragen. 15 Jahre saß er im Verwaltungsrat, davon zwölf als Vizepräsident. Bei seinem Rücktritt im Januar klagte er, er sei daran gehindert worden, eine angemessene Kontrolle auszuüben.

Die Mediobanca und ihre Verbündeten sind gut beraten, Caltagirone ernst zu nehmen. Denn der Ingenieur ist nicht nur ein einflussreicher Bauunternehmer. Er kontrolliert auch TV-Sender und viele wichtige Zeitungen, darunter der römische „Messaggero“, ist politisch gut verdrahtet und sitzt im Vorstand des Industrieverbands Confindustria. Seine Tochter Azzurra, Vizepräsidentin seines Konzerns, war einst mit dem einflussreichen Zentrumspolitiker Pier Ferdinando Casini verheiratet.

Wie der Kampf um die Vorherrschaft bei Generali ausgeht, ist noch offen, auch wenn die meisten Beobachter bei der Hauptversammlung einen Sieg der Aktionäre um Mediobanca erwarten. Doch Caltagirone dürfte auch bei einer Niederlage nicht die Waffen strecken und gegebenenfalls juristisch weiterkämpfen.