IT-Dienstleister

Für Belmer gibt es bei Atos viel zu tun

Bei Atos muss Belmer nun dafür sorgen, dass der IT-Dienstleister nach einer turbulenten Phase wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt.

Für Belmer gibt es bei Atos viel zu tun

Von Gesche Wüpper, Paris

Die Skepsis von Investoren Elie Girard gegenüber sei groß gewesen, sagen Analysten. Denn er habe ihrer Meinung nach etwas zu sehr im Schatten seines Vorgängers Thierry Breton gestanden, der vor zwei Jahren als Binnenmarktkommissar nach Brüssel gegangen ist. Entsprechend erleichtert reagierte die Börse auf die Ankündigung von Atos, dass Girard gekündigt und der Verwaltungsrat Rodolphe Belmer als seinen Nachfolger bestimmt habe.

Die Entscheidung des französischen IT-Dienstleisters hat auch für Eutelsat direkte Konsequenzen, da der 52-Jährige Belmer seit 2016 an der Spitze des zuletzt von Patrick Drahi, dem Gründer und Chef der Telekommunikationsgruppe Altice, umworbenen Satellitenbetreibers steht. Er habe den Verwaltungsrat informiert, dass er das Unternehmen Anfang 2022 verlassen wolle, teilte Eutelsat mit. Man werde sofort mit der Suche eines Nachfolgers beginnen. Belmer soll sein neues Amt bei Atos spätestens am 20. Januar an­treten.

Der in Rennes geborene Bretone sitzt seit 2018 im Verwaltungsrat von Netflix und ist zudem Vorsitzender des auf Fernsehserien spezialisierten Festivals Série Mania in Lille. Nach dem Abitur an einem Militärgymnasium absolvierte er die Wirtschaftshochschule HEC und begann dann seine Karriere in der Marketingabteilung von Procter&Gamble, bevor er Ende der 1990er Jahre zu McKinsey wechselte. Einen Großteil seiner beruflichen Laufbahn hat Belmer jedoch beim Fernsehen absolviert: beim Bezahlfernsehsender Canal+, wo er zuletzt Generaldirektor war. Doch dann übernahm Vincent Bolloré bei Vivendi, dem Mutterkonzern von Canal+, die Macht und setzte Belmer wenige Monate danach kurzerhand vor die Tür.

Bei Atos muss Belmer nun dafür sorgen, dass der IT-Dienstleister nach einer turbulenten Phase wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt. Er hatte Investoren zuletzt mit der Warnung enttäuscht, dass der Umsatz im Gesamtjahr stabil bleiben und nicht wie zunächst angenommen um 3,5% bis 4% zulegen dürfte. Im dritten Quartal war der Erlös mit 2,67 Mrd. Euro im Vergleich zur Vorjahreszeit nahezu unverändert geblieben.

CAC40-Rauswurf verstimmt

Belmers Vorgänger bei Atos wurde von Anlegern auch vorgeworfen, dass die Marktkapitalisierung des IT-Dienstleisters seit seinem Amtsantritt im Herbst 2019 um gut ein Drittel geschrumpft ist und Atos im CAC40 im September durch Eurofins Scientifique ersetzt wurde. Girard, der die Ecole Centrale absolviert und auch einen Master in Harvard gemacht hat, hatte bei Atos 2014 zunächst als stellvertretender Finanzchef begonnen. Bereits ein Jahr später stieg er zum CFO auf.

Seinen damaligen Chef Breton kannte er bereits aus dessen Amtszeit als Wirtschafts- und Finanzminister Frankreichs, da er seinerzeit erst als technischer Berater für ihn und dann für den damaligen Budgetminister François Copé gearbeitet hatte. Danach war der aus Arles stammende Manager für den Telekomriesen Orange tätig, bei dem er zuletzt für die Strategie zuständig war.

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