Delivery Hero

Gegenwind für Lieferheld Östberg

Niklas Östberg, CEO und Mitgründer des Essenslieferdienstes Delivery Hero, muss sich auf Attacken des Aktivisten Sachem Head aus New York einstellen.

Gegenwind für Lieferheld Östberg

Gegenwind für den
Lieferhelden Östberg

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Die goldenen Zeiten liegen für Niklas Östberg noch gar nicht lange zurück. Die Corona-Pandemie katapultierte den Aktienkurs von Delivery Hero in dreistellige Höhen. Im August 2020 schaffte der in Berlin ansässige Lieferdienst nur gut neun Jahre nach Gründung sogar den Sprung in den deutschen Börsen-Leitindex Dax, den er aber nach zwei Jahren wieder verlassen musste. Und Östberg stieg in die oberste Gehaltsliga auf: Im Jahr 2020 flossen ihm dank üppiger Aktienoptionen 45,7 Mill. Euro zu.

Seither hat sich die Welt für den 1980 geborenen CEO und Mitgründer grundlegend verändert. Der Corona-Boom ist passé, ebenso die Bereitschaft der Investoren, großzügig gigantische Verluste zu finanzieren. Die Aktie stürzte ab. Das zwang den Schweden zu einem Kurswechsel. Statt radikalem Wachstum rückte das Erreichen der Profitabilität in den Fokus. Was gelang: Das vergangene Jahr hat Delivery Hero mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, wenn auch nur vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und bereinigt um Sonderfaktoren wie den Aufwand für Aktienoptionen.

Aktivist baut Druck auf

Östberg sitzt also fest im Sattel, sollte man meinen. Doch am vergangenen Donnerstag wurde bekannt, dass der US-Aktivist Sachem Head versuchen könnte, den langjährigen CEO zu stürzen. Der Investor aus New York, der eine Aktienposition von 3,6% aufgebaut haben soll, ist offenbar mit der operativen Performance von Delivery Hero unzufrieden. Der von Managing Partner Scott Ferguson im Jahr 2012 gegründete Aktivist rühmt sich, bereits in vier Fällen auf einen CEO-Wechsel hingewirkt zu haben, nämlich bei der Softwarefirma Autodesk, dem US-Chemiekonzern Olin, dem Duft- und Aromahersteller International Flavors & Fragrances und beim Servicekonzern US Foods.

Doch kann der Harvard- und Stanford-Absolvent dem Firmenchef tatsächlich gefährlich werden? Eine Beteiligung von wenigen Prozentpunkten wird dafür nicht reichen, es sei denn, wichtige Aktionäre schlagen sich auf seine Seite. Dafür müssten diese aber erst einmal wissen, was Ferguson genau vorhat. Das Argument, dass Delivery Hero bei der operativen Performance und beim Aktienkurs der Konkurrenz hinterherhinkt, muss man nicht teilen. Auch Wettbewerber wie die britische Deliveroo, bei der Sachem Head ebenfalls eingestiegen ist, und die niederländisch-britische Just Eat Takeaway kämpfen mit Margendruck und schwachem Aktienkurs. Und der Niedergang der einst gefeierten Lebensmittel-Schnelldienste Gorillas und Flink deutet ebenfalls mehr auf branchenweite als auf unternehmensspezifische Probleme hin. Besser sieht es allerdings beim US-Lieferdienst Doordash aus, dessen Aktie sich seit Anfang 2023 stark erholt hat.

Überschaubare Feuerkraft

Mit einem verwalteten Vermögen von 3,6 Mrd. Dollar verfügt Sachem Head über eine begrenzte Feuerkraft, die den Aufbau einer wirklich einflussreichen Aktienposition kaum zulässt. Doch das ist auch nicht die Strategie von Aktivisten. Sie halten den eigenen Kapitaleinsatz überschaubar und versuchen, mit Partnern und über öffentlichen Druck ihre Ziele zu erreichen.

Treue Anteilseigner wie der schottische Assetmanager Baillie Gifford dürften eher auf der Seite Östbergs stehen. Sie kennen den Manager, der als Langläufer unterwegs ist und als junger Skilangläufer der schwedischen Jugendnationalmannschaft angehörte, schon lange und haben seine auf Wachstum ausgerichtete Vollgasstrategie unterstützt. Entscheidend kommt es freilich auf den größten Aktionär Naspers an – der Medienkonzern aus Südafrika hält über seine Beteiligungsgesellschaft Prosus nach letzten Angaben 29,5%. Bei alledem spielt auch der bevorstehende Abgang des langjährigen Finanzvorstands Emmanuel Thomassin eine Rolle. Dann auch noch den CEO auszuwechseln, könnten Investoren für wenig ratsam halten.

Niklas Östberg, CEO und Mitgründer des Bringdienstes Delivery Hero, muss sich auf Attacken des Aktivisten Sachem Head einstellen. Der Investor stellt offenbar seine Position infrage.

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