Wirecard-Prozess

Jan Marsalek meldet sich bei Justiz

Jan Marsalek ist seit drei Jahren auf der Flucht. Jetzt hat sich der mit Haftbefehl gesuchte Ex-Vorstand von Wirecard bei der Münchner Strafjustiz per Brief gemeldet. Den Betrugsprozess wird das kaum beeinflussen.

Jan Marsalek meldet sich bei Justiz

Wirecard: Marsalek meldet sich bei Justiz

sck/Reuters München

Sieben Monate nach dem Beginn des Wirecard-Prozesses hat der untergetauchte Ex-Vorstand des Zahlungsabwicklers, Jan Marsalek, mit der Münchner Justiz Kontakt aufgenommen. Sprecher von Staatsanwaltschaft und Gericht bestätigten laut Reuters und dpa-afx den Eingang eines Schreibens von Marsaleks Rechtsanwalt bei der zuständigen Strafkammer des Landgerichts München, die über den mutmaßlichen Milliardenbetrug bei Wirecard verhandelt. Zum Inhalt des Briefes machten sie keine Angaben. Einem Bericht der “Wirtschaftswoche” zufolge hat der Österreicher sich darin zum Drittpartnergeschäft in Asien geäußert, das im Mittelpunkt des Prozesses gegen den ehemaligen Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere ehemalige Manager steht. Marsalek behauptet darin angeblich, dass es das Drittpartnergeschäft doch gegeben habe.

Seit den aufgeflogenen Machenschaften und dem Zusammenbruch von Wirecard im Juni 2020 befindet sich der 43-Jährige auf der Flucht. Medienberichten zufolge soll er sich in Russland versteckt halten. Marsalek, der für das Asien-Geschäft verantwortlich war und sich kurz nach der Pleite des Zahlungsabwicklers vor drei Jahren abgesetzt hatte, würde damit Brauns Position stützen. Dieser hat in dem Prozess mehrfach beteuert, dass Wirecard in Asien tatsächlich Geschäfte für Drittpartner abgewickelt habe und das daraus erlöste Geld beiseitegeschafft worden sei. Die Staatsanwaltschaft hält die angeblichen Milliardengeschäfte für eine Fälschung und die daraus erzielten Gewinne für erfunden. Der ebenfalls angeklagte ehemalige Wirecard-Statthalter in Dubai, Oliver Bellenhaus, hat den milliardenschweren Betrug als Kronzeuge eingeräumt.

Marsalek würde Bellenhaus widersprechen. Allerdings ist das Schreiben möglicherweise für den Prozessverlauf nicht entscheidend, solange die Justiz nicht seiner habhaft werden kann. Denn bislang sprechen alle bisherigen Zeugenaussagen und Hinweise von Bellenhaus dafür, dass dieses Drittpartnergeschäft nur auf dem Papier existierte. Auch Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé bestätigte dies.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.