Aufsichtsrat

Machtkampf bei Generali geht weiter

Der Machtkampf um den Generali-Aufsichtsrat geht in die nächste Runde: Nun haben Minderheitsaktionäre eine eigene Kandidatenliste vorgelegt.

Machtkampf bei Generali geht weiter

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Kaum 24 Stunden nachdem der amtierende Verwaltungsrat des italienischen Versicherers Generali eine Kandidatenliste für das neue Aufsichtsgremium vorgelegt hatte, zogen die Minderheitsaktionäre um die Unternehmer Francesco Gaetano Caltagirone und Leonardo Del Vecchio nach. Sie präsentierten eine alternative Liste, an deren Spitze als neuer Chairman der Ex-Goldman-Sachs-Banker und frühere Präsident der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), Claudio Costamagna, stehen soll. Überraschend und ungewöhnlich ist der Vorschlag für den neuen CEO: Mit Luciano Cirinà ist für den Posten ein Generali-Urgestein vorgesehen. Cirinà arbeitet seit 30 Jahren für den Versicherer und ist derzeit für Österreich und Osteuropa verantwortlich.

Die von Caltagirone vorgelegte Liste besteht, mit Ausnahme seiner selbst, mehrheitlich aus unabhängigen Kandidaten und Kandidatinnen, darunter sechs Frauen und sieben Männer. Nur Caltagirone, der viele Jahre Vize-Chairman bei Generali war, bevor er im Januar seinen Posten aufgab, verfügt über Erfahrung im Board des Versicherers. Marina Brogi ist eine Ökonomin, Flavio Cattaneo war schon CEO von Telecom Italia, Terna und beim Bahnunternehmen NTV und ist Gründer des Fernbusbetreibers Itabus. Außerdem vorgesehen für den Verwaltungsrat sind die Ökonomie-Professorin Paola Schwizer, Enav-CEO Roberta Neri, Alberto Cribiore (Brera Capital Partners), Andrea Scrosati, Top-Manager bei Freemantle, der Investment-Banker Stefano Marsaglia, die Rechtsspezialistin Nicoletta Montella sowie die Governance-Spezialistin Patrizia Michela Giangualano, die auch den Verwaltungsräten von Ferragamo, Leonardo und Saipem angehört.

Bei der Hauptversammlung am 29. April dürfte es heiß hergehen. Für die künftige Strategie des Versicherers entscheidend ist, welche Liste sich durchsetzt. Eine derartige Auseinandersetzung, wie sie nun seit Monaten zwischen Großaktionär Mediobanca und den Minderheitsaktionären tobt, ist sehr ungewöhnlich für Italien und besorgt auch die Regierung. Welche Absicht die Minderheitsaktionäre verfolgen, ist unklar. Es wird erwartet, dass sie in den nächsten Tagen einen alternativen Strategieplan vorlegen. In der Hauptversammlung bestimmt die Liste, welche die Mehrheit erhält, neun der 13 Posten im Verwaltungsrat. Die zweitplatzierte Liste darf drei Vertreter in das Gremium entsenden, die dritte einen.