BZ Bank

Martin Ebner macht die Fliege

Der einst wegen seines Halsschmucks als „die Fliege“ bekannte, schillerndste Banker der Schweiz, sagt mit dem Verkauf der BZ Bank „Adieu“ – und bleibt trotzdem da.

Martin Ebner macht die Fliege

Von Daniel Zulauf, Zürich

Er sagt „Adieu“ und bleibt trotzdem da. Martin Ebner, der schillerndste Schweizer Banker der vergangen 30 Jahre, hat der Öffentlichkeit schon viele Rätsel aufgegeben. Diese Tradition hält der 76-Jährige nun auch beim Verkauf seines Lebenswerks, der BZ Bank, an die Graubündner Kantonalbank (GKB) aufrecht. Das Staatsinstitut erwirbt 70 % der Aktien an der BZ Bank – zu einem ungenannten Preis. Bei dem Verkaufsobjekt handelt sich um eine Kleinbank mit zehn Beschäftigten. Das Geschäftsgebäude liegt fernab vom Zürcher Finanzplatz in der im steuergünstigen Kanton Schwyz angesiedelten Gemeinde Wilen. Ein unterirdischer Durchgang führt direkt in die daneben liegende Privatvilla des Ehepaares Rosmarie und Martin Ebner.

Im November 2018 hatte sich Ebner zum letzten Mal von seiner Bank verabschiedet. „Mit 73 Jahren sei für ihn nun doch der Zeitpunkt gekommen, zumindest ein Stück weit Verantwortung abzutreten“, schrieb die NZZ damals. Trotz seiner unveränderten Rolle als Mehrheitsaktionär machte Ebner in dem eigentümlich anmutenden Gespräch mit dem Blatt völlig unvermittelt seinen sofortigen Rückzug „aus allen Organfunktionen“ der Bank publik.

Die Vermutung, dass bei dem hastigen Rückzug auch die Finanzmarktaufsicht ihre Finger im Spiel gehabt haben könnte, lag zwar auf der Hand, ließ sich aber nicht erhärten. Zwei Jahre später wurde das Rätsel doch noch aufgelöst. In einem im Juli 2020 von der „Handelszeitung“ öffentlich gemachten Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes hieß es, die BZ Bank habe „aufsichtsrechtliche Bestimmungen der Finanzmarktgesetzgeben schwer verletzt“. Das Urteil folgte einem gleichlautenden Befund der Finanzmarktaufsicht.

Anhand konkreter Transaktionen mit Aktien des Mobiltelefonanbieters Mobilzone konstatierte die „Handelszeitung“ unter Verweis auf eine Auskunft der Finma, dass die Grenzen zwischen Ebners privater Beteiligungsgesellschaft Patinex und seiner Bank verschwommen seien, „was in der räumlichen Nähe, aber auch in der starken Stellung von Ebner und seiner (damaligen, Anm. d. Red.) Doppelfunktion als Anlagechef der BZ Bank und als Präsident von Patinex“ begründet sei. In die gleiche Richtung weist ein Strafverfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen einen ehemaligen Chef der BZ Bank. Dieser wurde im Januar aber in zweiter Instanz vom Vorwurf des Insiderhandels freigesprochen.

Diese aufsichtsrechtlichen Themen seien inzwischen vollständig bereinigt, betont GKB-Chef Daniel Fust. Die Trennung der Funktionen nach Maßgabe guter Corporate Governance sei erfolgt. Die Übernahme der BZ Bank erfolge mit Zustimmung der Finma, und der Transaktion sei eine gründliche Due Diligence vorausgegangen. „Reputationsrisiken darf sich eine Staatsbank wie unsere nicht leisten“, sagte Fust.

An der Spitze der BZ Bank steht seit Dezember mit Stefan Holzer ein langjähriger Weggefährte Ebners. Dieser werde der Bank und ihrer neuen Eigentümerin via Patinex weiterhin sein „Fachwissen im Anlagegeschäft“ und die in den vergangenen Jahren erworbene „Private-Equity-Expertise“ zur Verfügung stellen können, teilt die GKB dazu mit. Fust sieht Ebners „Unternehmergen“ als Ge­winn für die Investition.

Im Vergleich zu früheren Jahren backen Ebner und die BZ Bank heute kleine Brötchen. Die „Fliege“, wie der Spekulant einst wegen seiner auffälligen Halsbinde in der Finanzwelt genannt wurde, trieb in den 1990er Jahren Konzerne wie UBS, ABB, Credit Suisse oder Roche vor sich her. Damit machte er nebst einer handverlesenen Zahl von Großkunden vor allem auch sich selbst reich. Das Privatvermögen des Selfmade-Kapitalisten soll einmal mehr als drei Mrd. sfr betragen haben. Nach dem Börsenkollaps von 2002 blieben ihm weniger als 60 Mill. sfr, wie Ebner 2003 bei einem Prozess wegen Insiderhandels mit Pirelli-Aktien dem Richter sagte. Ebner hat sich mit Hilfe mächtiger Freunde zurückgekämpft. Als Eigentümer der Helvetic Airways genießt er inzwischen sogar ein wenig Popularität.

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