Streaming-Dienst

Netflix luchst Snap Manager fürs Werbegeschäft ab

Die Entscheidung, ein werbefinanziertes Abo-Modell anzubieten, markiert für den Streaming-Dienst Netflix eine Zeitenwende. Für die Umsetzung der Pläne verstärkt sich das Unternehmen nun mit zwei in der Marketingwelt bestens vernetzten Snap-Führungskräften.

Netflix luchst Snap Manager fürs Werbegeschäft ab

kro

Netflix verstärkt sich für den Aufbau ihres Werbegeschäfts mit zwei in der Marketingwelt bestens vernetzten Snap-Führungskräften. Nachdem zunächst das Tech-Portal „The Verge“ darüber berichtet hatte, bestätigte der Streaming-Pionier mehreren US-Medien gegenüber, Jeremi Gorman und Peter Naylor eingestellt zu haben.

Gorman ist bislang noch als Chief Business Officer bei dem Social-Media-Unternehmen tätig. Sie soll Ende September bei Netflix President für das weltweite Werbegeschäft werden und in der Rolle an den COO und CPO Greg Peters berichten. Naylor, aktuell noch Vice President im Anzeigenverkauf von Snap, wechselt daneben in der gleichen Position ebenfalls im September zu Netflix. Er wird dabei für das Nordamerika-Geschäft zuständig sein und an Gorman berichten.

„Jeremis tiefgreifende Erfahrung in der Leitung von Werbegeschäften und Peters Hintergrund in der Leitung von Verkaufsteams werden von zentraler Bedeutung sein, da wir unsere Optionen für die Mitgliedschaft für Konsumenten über ein neues werbegestütztes Angebot erweitern“, sagte COO Peters in einem Statement. Der Start des neuen Abos mit Werbeunterbrechungen, das Berichten zufolge zwischen 7 und 9 Dollar und somit etwa halb so viel kosten soll wie das derzeitige Standardabo, ist derzeit für Anfang 2023 geplant.

Für Netflix, die zuletzt unter anderem wegen des sich verschärfenden Wettbewerbs mit rückläufigen Nutzerzahlen zu kämpfen hatte, markiert die Entscheidung zu einer werbegestützten Abo-Variante eine Zeitenwende. Mitgründer und Co-CEO Reed Hastings hatte sich angesichts der hohen Komplexität des Werbegeschäfts lange Zeit dagegen gesträubt. Beobachter sehen in dem Schritt jedoch eine passende Möglichkeit zur Diversifizierung der Umsätze, die Netflix braucht, um bei den Inhalten mit finanzkräftigen Konkurrenten wie Disney, Amazon oder Apple mithalten zu können. Laut einer Berechnung von Ampere Analysis dürften Netflix mit dem neuen Modell bis 2027 jährlich rund 8,8 Mrd. Dollar zufließen. Das wären 2,2 Mrd. Dollar mehr, als wenn der Streaming-Dienst auf das Werbe-Abo verzichten würde.

Mit der Ernennung von Gorman und Naylor hat Netflix aus Sicht eines Analysten auf jeden Fall schon mal die richtigen personellen Weichen gestellt. „Sie haben zwei Führungskräfte, die unglaublich gut positioniert sind, um Netflix dabei zu helfen, schnell voranzukommen“, zitiert Reuters Rich Greenfield von der Researchfirma Lightshed Partners. „Sie haben unglaubliche Beziehungen zu Marken und Werbetreibenden, die auf Netflix Anzeigen schalten werden wollen.“ Für Greenfield ist die Entscheidung ein Signal, dass es Netflix ernst damit ist, das Werbegeschäft schnell hochzuziehen.

Gorman kommt nach eigenen Aussagen auf über 20 Jahre Erfahrung in der Werbe-Community. Vor ihrer Zeit bei Snap hatte sie sechs Jahre lang diverse Führungspositionen im Anzeigenverkauf bei Amazon inne. Die gleiche Aufgabe füllte sie davor fünf Jahre lang bei Yahoo aus.

Naylor ist seinerseits bereits gut mit dem Streaming-Geschäft vertraut: Vor seinem Start bei Snap im Jahr 2020 war er sechs Jahre lang für den Anzeigenverkauf beim Videodienst Hulu zuständig, an dem Walt Disney mittlerweile die Mehrheit hält.

Für Snap bedeutet die Personalie einen weiteren Rückschlag, nachdem zeitgleich bekannt wurde, dass der Betreiber der Foto-App im Zuge schwacher Werbegeschäfte und eines Kurseinbruchs von fast 80 % in diesem Jahr rund ein Fünftel seiner gut 6400 Mitarbeiter entlassen will.

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