Energiekonzern

Petrobras bekommt neuen CEO

In schwieriger Zeit wird ein Manager aus dem inneren Zirkel der Regierung Bolsonaro an die Spitze des Energiekonzerns Petrobras befördert.

Petrobras bekommt neuen CEO

Von Andreas Fink, Buenos Aires

Caio Mario Paes de Andrade muss wissen, worauf er sich einlässt, denn er kommt aus dem Inneren der Regierung von Jair Bolsonaro. Der bisherige Staatssekretär für Entbürokratisierung im Wirtschaftsministerium soll neuer CEO von Petrobras werden, dem brasilianischen Energieriesen. Paes de Andrade wird der vierte Chef des halbstaatlichen Konzerns in der Regierungszeit von Jair Bolsonaro sein, und er muss sich auf heftige Mo­nate einstellen, denn vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Oktober stehen die Energiepreise im Zentrum der Politik des populistischen Präsidenten, der in den Umfragen deutlich hinter seinem Kontrahenten, dem linken Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zu­rückliegt. Bolsonaro weiß, dass die Transportkosten den größten Teil der Inflationsrate von 11,7% ausmachen.

Bereits im März hat Bolsonaro einen Petrobras-Chef gefeuert. Im April übernahm José Mauro Coelho, der bisherige Sekretär für Erdöl, Erdgas und Biokraftstoffe des Ministeriums für Bergbau und Energie, den Posten. Aber Ende Mai wurde auch er formell des Amtes enthoben, sollte aber noch so lange im Amt bleiben, bis sein Nachfolger Paes de Andrade das aufwendige Prüfverfahren hinter sich habe. Doch dazu kam es nicht. Coelho räumte jüngst den Chefsessel in Reaktion auf einen neuen Wutausbruch im Präsidentenpalast.

Jair Bolsonaro zürnte, nachdem Petrobras am Freitag die Treibstoffpreise angehoben hat, dabei brachte vor allem die 14-prozentige Anhebung für Diesel den Präsidenten in Rage, der nicht akzeptieren will, dass ein Unternehmen, das zu mehr als der Hälfte im Staatsbesitz ist, seine Preispolitik am Weltmarkt und nicht an den Notwendigkeiten des eigenen Landes ausrichtet. Nachdem der Kongress-Präsident Arthur Lira eine Sondersteuer auf die Gewinne von Petrobras vorgeschlagen hat, stürzte die Aktie allein am Freitag um 10% ab. Damit gingen 4,3 Mrd. Dollar Marktwert an einem Tag verloren.

Den privaten Investoren fühlte sich die Firmenleitung stets verpflichtet. Darum hatte sie seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine die Treibstoffpreise in Brasilien mehrfach angehoben, blieb dabei aber unter den Steigerungen der Konkurrenz.

Bis der neue CEO Paes de Andrade, ein studierter Kommunikationswissenschaftler mit Post Graduates in Management und Betriebswirtschaft an den US-Universitäten Harvard und Duke, das Prüfverfahren für Chefs von Staatsbetrieben durchlaufen hat, wird das Unternehmen vom bisherigen Produktionsvorstand Fernando Borges geführt. Brasilianische Finanzmedien schätzen, dass die Zulassung von Paes de Andrade bis Ende Juli dauern kann.