Polypeptide, ein aus Schweden stammender und in der Schweiz ansässiger Auftragshersteller chemischer Arzneimittelzusätze, muss einen neuen CEO suchen. Der gebürtige Belgier Raymond De Vré hat am Montag in einer vom Unternehmen verbreiteten Medienmitteilung seinen Rücktritt kommuniziert. Gründe für den Abgang werden keine genannt. Die Vermutung liegt aber nahe, dass die letzte Gewinnwarnung von Anfang Dezember der Auslöser für den Rücktritt war.

Polypeptide hatte am 2. Dezember unter Verweis auf Probleme in der Produktion sowohl die eigene Umsatz- als auch die Gewinnprognose stark nach unten revidiert. Statt einer Zunahme der Verkäufe um 12  bis 14 %, wie im Frühjahr mit der Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse im Jahr 2021 prognostiziert, stellte das Unternehmen einen praktisch unveränderten Umsatz in Höhe von 285 Mill. Euro in Aussicht. Die operative Betriebsgewinnmarge, die nach der ursprünglichen Vorgabe 30 % hätte erreichen sollen, sackte gemäß der Gewinnwarnung auf nur mehr 15 % zusammen.

Die enttäuschenden Zahlen blieben selbstredend nicht folgenlos für den Kurs der an der Six Swiss Exchange notierten Aktien. Die Papiere haben seit dem IPO im Frühjahr 2021 fast zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt. Der Börsenwert des Unternehmens beträgt aktuell noch 875 Mill. sfr. Demgegenüber wird die zum Zeitpunkt des Polypeptide-IPO etwa ein Drittel größere Schweizer Mitbewerberin Bachem mit einer Marktkapitalisierung von gut 6 Mrd. sfr bewertet.

Bachem hat am eigenen Investorentag im September ein Umsatzwachstum bis 2026 von durchschnittlich 15 % versprochen – bei einer Ebitda-Marge von über 30 %. Die Schweizer haben in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in ihre Fertigungskapazitäten getätigt. Bei Polypeptide übernimmt Verwaltungsratspräsident Peter Wilden die operative Führung, bis ein Nachfolger für Raymond De Vré gefunden ist.