Küchenhersteller

Rational-Chef Stadelmann lässt nichts anbrennen

Der CEO von Rational, Peter Stadelmann, steuert den Großküchenausstatter gewissenhaft durch die derzeit schwierige Wirtschaftslage. Doch die Lieferketten sind ein „konstanter Risikofaktor“.

Rational-Chef Stadelmann lässt nichts anbrennen

Von Stefan Kroneck, München

Wie die gesamte Wirtschaft spürt auch die Rational AG den Gegenwind. Nach der überwundenen Coronakrise plagen den mittelständisch geprägten Großküchenausstatter für das Gastronomie- und Hotelgewerbe die deutlich gestiegenen Kosten für Vorprodukte. Das drückt auf die Marge. Hinzu kommt das Risiko einer drohenden Energiekrise als Folge des Ukraine-Kriegs.

Doch den langjährigen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens mit Sitz in Landsberg am Lech (Bayern) bringt das nicht so leicht aus der Fassung. Peter Stadelmann ist darum bemüht, trotz der Widrigkeiten das MDax-Mitglied geschäftlich und bilanziell auf Kurs zu halten. Dem promovierten Betriebs- und Volkswirt ist das bisher gut gelungen.

Das überzeugte wohl auch den Aufsichtsrat. Im April dieses Jahres verlängerte das Kontrollgremium den Vertrag des Schweizers um fünf Jahre bis November 2027. Der 57-Jährige steht seit nunmehr acht Jahren und acht Monaten an der Spitze von Rational. Das Unternehmen unterstreiche „seine auf Konstanz und Nachhaltigkeit ausgerichtete Geschäftsphilosophie und die Fortsetzung des erfolgreichen Wachstums“, ließ sich seinerzeit der Chefaufseher Walter Kurtz zitieren.

Derzeit läuft es nicht ganz so rund. Dem Konzern machen immer noch fehlende elektronische Bauteile zu schaffen. Die Kunden von Rational müssen deshalb zum Teil 30 Wochen warten, bis sie ihre bestellten Geräte erhalten. Üblich seien in Europa sonst zwei bis drei Tage, berichtete Stadelmann zur Vorlage des Geschäftsberichts 2021 im März (vgl. BZ vom 25. März). Zum Halbjahr teilte die Geschäftsführung mit, dass aufgrund der weiterhin bestehenden Materialengpässe „nicht alle Aufträge“ bedient werden könnten. Die „Lieferketten“ seien ein „konstanter Risikofaktor“. Nach sechs Monaten steigerte Rational dennoch den Umsatz um 21 % auf 458 Mill. Euro. Die Firma profitierte u. a. von Vorzieheffekten nach angekündigten Preiserhöhungen zum Frühjahr. Das nutzten Abnehmer, um rechtzeitig vor Inkrafttreten der erhöhten Konditionen zu bestellen. Doch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs im ersten Halbjahr mit 9% auf 93 Mill. Euro unterproportional. Die operative Rendite schwächte sich um zwei Prozentpunkte auf 20,3% ab. Die deutlich gestiegenen Einkaufskosten dämpften die Profitabilität.

Über ein Drittel Kursverlust

In dieser Gemengelage reagieren die Anleger zurückhaltend. Seit Jahresbeginn hat die Aktie von Rational über ein Drittel an Wert eingebüßt Zum Wochenauftakt verlor sie zeitweise über 2%. Rational bringt am Markt 6,6 Mrd. Euro auf die Waage.

Stadelmann gehört zu jenen Führungskräften, die nichts anbrennen lassen. Er ist kein Zauderer. Die negativen Folgen der erhöhten Inflation versucht er an die Kunden abzuwälzen. Nach den großteils überstandenen Lockdowns in vielen westlichen Industriestaaten sind die Gastronomie und das Hotelgewerbe dabei, sich von den Krisenjahren 2020 und 2021 zu erholen. Stadelmann konnte diese Zeit gut meistern. Ihm half dabei die grundsolide Bilanz des Unternehmens. Dadurch gelang es dem CEO, Rational aus eigener Kraft durch das Konjunkturtal zu steuern.

Aktuell „bleiben“ für den Vorstandschef die anfangs beschriebenen Risiken „ bestehen“, wie Rational im Zwischenbericht zum 30. Juni anmerkte. Stadelmann und seine vier Vorstandskollegen rechnen für 2022 bestenfalls mit einem Umsatzzuwachs von 10 bis 15% und einer Ebit-Marge „leicht“ über der des Vorjahres (20,5%). Damit peilt der über 2300 Mitarbeiter zählende Konzern im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus Erlöse von knapp 900 (i. V. 780) Mill. Euro und ein Ebit von rund 190 (160) Mill. Euro an.

Sollte Rational das schaffen, dürfte der Vorstandsvorsitzende mit sich und seiner Mannschaft zufrieden sein. 

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