US-Notenbank

Richard Clarida wird 65

Bei der US-Notenbank Fed hatte er einen eher unrühmlichen Abgang: Der Notenbanker Richard Clarida wird 65.

Richard Clarida wird 65

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Vier Jahre lang war Richard Clarida, der am Mittwoch seinen 65. Geburtstag feiern wird, stellvertretender Vorsitzender der US-Notenbank Fed und stolperte schließlich über fragliche Aktiengeschäfte, die er kurz vor dem Ausbruch der Coronakrise getätigt hatte. Seinem Ruf als einer der angesehensten geldpolitischen Experten, der im Verlaufe seiner Karriere Notenbanken rund um den Globus beraten hatte, wird sein eher unrühmlicher Abgang aber keinen Abbruch tun.

Der Nationalökonom erwarb seinen Master-Abschluss an der Elite-Uni Harvard und lehrte seit 1988 an der Columbia-Universität in New York. Während seiner akademischen Karriere hat Clarida zahlreiche Studien zur Zins- und Währungspolitik sowie zu internationalen Kapitalströmen veröffentlicht. Er gilt als Vertreter der sogenannten Taylor-Regel. Sie ist eine Art Richtschnur, um die geldpolitischen Entscheidungen von Notenbanken wie der Fed nachzuvollziehen. Benannt ist sie nach dem amerikanischen Ökonomen John B. Taylor. Laut Clarida hat die Fed es versäumt, während der siebziger Jahre, als die USA eine zweistellige Inflationsrate hatten, einer solchen Regel zu folgen. 

Clarida wechselte für kurze Zeit in die Politik, als ihn der damalige Präsident George W. Bush 2002 zum Staatssekretär im Finanzministerium ernannte, wo der Ökonom für Wirtschaftspolitik zuständig war und die Minister Paul O’Neill und John Snow beriet. Clarida schied nach nur 15 Monaten aus dem Amt und war in den darauffolgenden Jahren als Consultant für verschiedene Finanzinstitutionen tätig, darunter die Investmentfirma Pimco. Die Allianz-Tochter berief ihn 2015 zum Managing Director. 

Drei Jahre später nominierte der damalige US-Präsident Donald Trump den Experten als Nachfolger Stanley Fischers für die Position des Vize-Chefs bei der Fed. Nachdem der Senat ihn mit einer klaren Mehrheit bestätigt hatte, übernahm Clarida prompt als Nummer 2 hinter dem Vorsitzenden Jerome Powell eine aktive Rolle in der Gestaltung der Geldpolitik. So war er einer der Co-Architekten des neuen geldpolitischen Rahmenwerks der Fed, welches besagte, dass die Notenbank an ihrer ultralockeren Politik festhält, bis Vollbeschäftigung erreicht ist und die Teuerungsrate die Zielgröße für längere Zeit moderat überschreitet. Auch warnte er schon lange Zeit, bevor die Preise kräftig stiegen, vor der Gefahr höherer Inflation und meinte, dass eine Kursverschärfung seitens der Währungshüter unvermeidlich sein werde.

Zum Verhängnis wurde Clarida die Tatsache, dass er sein privates Investment-Portfolio zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt um­schichtete. Einen Tag bevor sein Chef Powell als Reaktion auf die Coronakrise eine Lockerung der Geldpolitik ankündigte, tauschte Clarida mehr als 1 Mill. Dollar an Anleihen in Aktien um. Seine Geschäfte sowie die anderer Notenbanker trugen dazu bei, dass die Fed ihre internen Aufsichtsregeln für den Handel mit Wertpapieren verschärfte. Im Januar kündigte Clarida wenige Wochen vor Ablauf seiner ersten Amtsperiode seinen Rücktritt an, ohne die Aktiengeschäfte zu erwähnen.

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