Twitter

Star­investoren profitieren von Musks Wende

Einige Starinvestoren profitieren durch Long-Wetten davon, dass Elon Musk Twitter nun doch übernehmen will. Hedgefonds-Größe Carl Icahn könnte Gewinne von über 250 Mill. Dollar einfahren.

Star­investoren profitieren von Musks Wende

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Die erneute Kehrtwende von Elon Musk in der Übernahmesaga um Twitter verhilft einigen Starinvestoren zu gewaltigen Gewinnaussichten. Nachdem der Milliardär zu Wochenbeginn angekündigt hatte, den Kurznachrichtendienst nun doch zum ursprünglich vereinbarten Preis von 54,20 Dollar pro Aktie kaufen zu wollen, schnellten Twitter am Dienstag binnen eines Handelstages um 22% in die Höhe. Unbeschadet der seither erfolgten leichten Ge­winnmitnahmen gehört Milliardär Carl Icahn zu den größten Profiteuren des jüngsten Kursschubs.

Der Hedgefondsmanager hat in den vergangenen Monaten nach und nach eine Twitter-Beteiligung im Gegenwert von über 500 Mill. Dollar aufgebaut. Seine Zukäufe tätigte er zu Kursen im mittleren 30-Dollar-Bereich. Schließt Musk seine Übernahme des Social-Media-Dienstes wie offeriert ab, könnte Icahn Enterprises also Gewinne von mehr als 250 Mill. Dollar realisieren. Allerdings ist der Deal noch nicht wasserdicht, Vertreter der Musk- und der Twitter-Seite verhandeln laut Insidern noch über Details. Einer der Streitpunkte dreht sich dabei um Zugeständnisse, die beide Parteien machen müssten, um den Rechtsstreit zwischen Twitter und dem Tesla-Chef zu begraben.

Das Social-Media-Unternehmen verklagte Musk im Juli vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware, um ihn zum Abschluss der Übernahme zu zwingen. Zuvor hatte der reichste Mann der Welt verkündet, den 44 Mrd. Dollar schweren Deal abblasen zu wollen, wobei er sich auf angebliche falsche Angaben von Twitter über die Zahl der Fake-Profile auf dem Kurznachrichtendienst berief. Der Prozessauftakt ist eigentlich für den 17. Oktober angesetzt, eine für die laufende Woche geplante Anhörung Musks wurde indes bereits verschoben.

Starinvestor Icahn spekulierte indes bereits vor der jüngsten Kehrtwende darauf, dass es nicht zu einem Prozess kommen würde. Der 86-Jährige, der sich in den 1980er Jahren mit feindlichen Übernahmen wie jener der Fluggesellschaft TWA einen Ruf als „Corporate Raider“ aufbaute, sah sich laut Insidern in einer Win-win-Situation. Denn Icahn glaube, dass er für Twitter einen langfristig fairen Preis bezahlt habe. Damit sei das Rückschlagspotenzial bei seinem Investment auch dann begrenzt, wenn der Musk-Deal letztlich doch scheitern sollte.

Auch Loeb ist dabei

Neben Icahn brachten sich auch weitere große Namen in Stellung, um von einer Einigung in der Twitter-Saga zu profitieren. So schloss auch die Hedgefondsfirma Third Point, deren Gründer und Chef Daniel Loeb als einer der erfolgreichsten aktivistischen Investoren der Wall Street gilt, laut Insidern bedeutende Long-Wetten auf die Aktie des Social-Media-Konzerns ab. Der 60-jährige Loeb verfolgt mit seinen Vehikeln häufig sogenannte Event-driven-Strategien, mit denen er Preisineffizienzen im Vorfeld bedeutender Unternehmensereignisse auszunutzen sucht.

Allerdings verhandeln Twitter-Vertreter mit der Musk-Seite offenbar noch darüber, ob ein Abschluss der Akquisition von einem Zugang des Milliardärs zu zusätzlicher Fremdkapitalfinanzierung abhängt. Zuletzt zeigte eine Fülle an Textnachrichten aus dem Frühjahr, die im Vorfeld des anvisierten Prozessauftakts in Delaware veröffentlicht wurden, Musks Interaktionen mit möglichen Geldgebern. In einem Austausch teilte der hochrangige Morgan-Stanley-Banker Michael Grimes dem Tesla-Chef mit, dass Sam Bankman-Fried, der CEO der Kryptobörse FTX, bis zu 5 Mrd. Dollar zu dem Deal beizusteuern bereit sei. Musk zweifelte allerdings daran, dass Bankman-Fried auch nur 3 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln aufbringen könne.

Auch der selbst ernannte Angel Investor Jason Calacanis versuchte, Mittel für Musk zusammenzutrommeln, und brachte sich als künftigen Twitter-CEO ins Gespräch. Auf seine Vorschläge für eine Neuausrichtung des Konzerns reagierte Musk in Chats nicht, wies Calacanis aber wegen seiner öffentlichen Investorensuche zurecht. „Das lässt es so aussehen, als wäre ich verzweifelt“, schrieb der Milliardär damals. Wie Musk seine Finanzierung auch zusammenbekommt – Icahn und Loeb dürften ihm dabei die Daumen drücken.

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