Fintech

Surfer holt sich eine Milliarde Dollar

Guillaume Pousaz ist nicht ganz so bekannt wie andere Fintech-Größen. Doch seine Firma, die gerade eine Mrd. Dollar einsammelte, wird höher bewertet als die schottische Großbank Natwest.

Surfer holt sich eine Milliarde Dollar

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Guillaume Pousaz (40) hat allen Grund zum Feiern. Das von ihm gegründete Fintech-Unternehmen Checkout.com hat bei seiner jüngsten Finanzierungsrunde 1 Mrd. Dollar bei Investoren wie QIA, dem Staatsfonds von Katar, eingesammelt. Singapurs GIC war schon an Bord, Juri Milners DST Global ebenso. Der Online-Zahlungsabwickler aus London, der mit Stripe und Ad­yen konkurriert, wird nun mit 40 Mrd. Dollar bewertet. Damit stellt das Unternehmen des in der Schweiz geborenen Surfers nicht nur andere Fintech-Firmen wie Revolut in den Schatten, sondern auch traditionelle Finanzdienstleister wie die schottische Großbank Natwest (zuvor: Royal Bank of Scotland). Seine Bewertung hat sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt.

Im April vergangenen Jahres hatte das US-Magazin „Forbes“ Pousaz’ Vermögen noch auf 9 Mrd. Dollar ge­schätzt. Wie es unter Berufung auf drei Venture-Capital-Insider berichtete, hielt er damals immer noch zwei Drittel an Checkout.com. Nach seiner neuesten Schätzung ist er nun 23 Mrd. Dollar schwer. Eigentlich wollte er Investmentbanker werden. Aber er brach sein Studium an der HEC Lausanne 2005 ab, nachdem sein Vater an Krebs erkrankt war. Er zog nach Kalifornien, um zu surfen. Als ihm das Geld ausging, nahm er eine Stelle beim Zahlungsabwickler International Payment Consultants an. Der „Times“ zufolge brauchte er Geld, um auch weiterhin surfen zu können. 

Ein Jahr später gründete er Netmerchant, ein auf grenzüberschreitende Zahlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa spezialisiertes Unternehmen. „Solide, aber nicht weiter bemerkenswert“, nannte er es in einem „Forbes“-Interview. Sein nächstes Projekt, Opus Payments, brachte er 2009 an den Start.

Drei Jahre später wurde daraus Checkout.com. Inzwischen lebt der Vater dreier Kinder in Dubai. Das Schweizer Magazin „Bilanz“ nannte ihn wegen seiner Vielfliegerei „Gretas Alptraum“. Die Technologie seiner Firma ermöglicht Unternehmen, grenzüberschreitende Zahlungen in unterschiedlichster Form – Debit- oder Kreditkarten ebenso wie Apple Pay und andere E-Wallets – anzunehmen. Dafür erhält sein Unternehmen Gebühren. Zu den Kunden gehören große Namen wie Siemens und Sony, aber auch Kryptohandelsplätze wie Coinbase und Crypto.com.

Mit dem neu eingesammelten Kapital will Checkout.com nicht nur die Bilanz aufpolstern. Es soll auch für die Expansion in den Vereinigten Staaten genutzt werden. Zudem will Pousaz einem Blogeintrag zufolge die Technologieplattform für Marktplatzbetreiber und Zahlungsvermittler weiterentwickeln und die Position von Checkout.com im vielzitierten Web3 stärken.