M&A

Twitter setzt im Übernahme­drama auf alte Hasen im Fusionsrecht

Im Streit mit Elon Musk hat Twitter sich Zugang zum Anwalt Leo Strine verschafft, der als Richter und stellvertretender Richter in ähnlichen Fällen am Delaware Court of Chancery schon Meilensteine gesetzt hat.

Twitter setzt im Übernahme­drama auf alte Hasen im Fusionsrecht

kro

Elon Musk hat jetzt ganz offiziell doch keine Lust mehr auf die Twitter-Übernahme und wirft dem Kurznachrichtendienst Vertragsbruch vor − angeblich weil Twitter es versäumt habe, ihm und seinem Beraterstab ausreichende Datenzugänge zur Überprüfung der Angaben zu Fake-Accounts bereitzustellen. So leicht will Twitter den Multimilliardär allerdings nicht davonkommen lassen und plant laut Bloomberg, noch Anfang dieser Woche Klage einzureichen. Der Konzern habe mit der Anwaltskanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz (WLRK) ein auf Fusionsrecht spezialisiertes Schwergewicht angeheuert, heißt es unter Berufung auf Insider.

Damit hat sich Twitter auch Zugang zum Anwalt Leo Strine verschafft, der die Kanzlei in Unternehmensfragen als Of Counsil berät und der als Richter und stellvertretender Richter in ähnlichen Fällen am Delaware Court of Chancery schon Meilensteine gesetzt hat. So hatte er unter anderem im Jahr 2001 als Vice Chancellor entschieden, dass der US-Lebensmittelriese Tyson Foods die Übernahme des Großschlachters IBP durchziehen muss, nachdem Tyson den Deal zuvor wegen angeblich falscher Angaben zum Geschäftsverlauf abblasen wollte. Zehn Jahre nach diesem Urteil war Strine zum Chancellor und schließlich, im Jahr 2014, zum Obersten Richter von Delawares Supreme Court aufgestiegen. 2020 wechselte er dann zu Wachtell, Lipton, Rosen & Katz. Neben Strine habe Twitter auch den Anwalt und WLRK-Partner William Savitt angeheuert, der in der Vergangenheit bereits Konzerne wie den US-Krankenversicherer Anthem, den Immobilienmakler Sotheby’s und den Finanzinvestor KKR vertreten hat.

In gewisser Hinsicht hatte die Kanzlei den Verlauf des Übernahmedramas um Twitter schon vor dem Rückzug Musks mitbestimmt. Denn die Erfindung der sogenannten „Giftpille“ – eine Maßnahme, die der Kurznachrichtendienst im April zunächst eingesetzt hatte, um den Übernahmeversuch von Musk abzuwehren – geht auf den WLRK-Gründungspartner Martin Lipton zurück. In einem 1983 verfassten Memo an seine Klienten hatte der Staranwalt das Prinzip, nach dem Unternehmen, die nicht gekauft werden wollen, für bestehende Anleger kostenlos neue Aktien ausgeben sollen, sofern der Käufer eine Anteilsschwelle überschritten hat, erstmals erläutert. Twitter hatte diese Schwelle im April auf 15 % festgesetzt. Musk kam bis dahin auf einen Anteil von gut 9 %.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.