Konzernspitze

Weibliche CEOs sind in den USA viermal so häufig

In nur 3 Prozent der Dax- und MDax-Unternehmen schafft es eine Frau an die Vorstandsspitze. Aus Sicht der Personalberatung Heidrick & Struggles ist das die Achillesferse der Besetzungspraxis hierzulande.

Weibliche CEOs sind in den USA viermal so häufig

jh

In der Besetzung der Posten des oder der Vorstandsvorsitzenden unterscheiden sich deutsche börsennotierte Unternehmen im internationalen Vergleich nur in einem Punkt wesentlich: dem Anteil von Frauen. Im Durchschnitt liegt deren Quote bei 6%, hierzulande aber nur bei 3%, wie die Personalberatung Heidrick & Struggles in der neuen Ausgabe ihrer Studie „Route to the Top“ festgestellt hat. Viel weiter sind unter diesem Aspekt Irland mit 14% weiblichen Vorstandsvorsitzenden, die USA mit 12% und Singapur mit 11%. Auch Schweden und Belgien liegen mit jeweils 10% klar über dem Durchschnitt.

Deutschland weit hinten

Schlechter als Deutschland schneiden China (2%) und Brasilien (1%) ab. Überhaupt keine Frauen gibt es an der Spitze von Vorständen in Italien, Kanada und Mexiko. „Die geringe Anzahl an weiblichen CEOs in den wichtigsten börsennotierten Unternehmen Deutschlands bleibt eine Achillesferse der Besetzungspraxis“, moniert Nicolas von Rosty, der Deutschlandchef von Heidrick & Struggles. Die Berater haben die knapp 1100 größten börsennotierten Unternehmen in 24 Ländern unter die Lupe genommen.

Abgesehen von Frauen auf dem Chefsessel bewegten sich die deutschen Gesellschaften im Dax und MDax nahe an den internationalen Mittelwerten, berichtet von Rosty. Der CEO ist hierzulande 55 Jahre alt, ein Jahr jünger als der globale Durchschnitt und wurde im Alter von 49 (international: 49) Jahren an die Spitze berufen. Unter 45 Jahren waren in Deutschland 21 (25)%, Auslandserfahrung haben 39 (36)% und im Durchschnitt bleiben sie 6,0 (6,6) Jahre auf ihrem Posten.

Der Anteil der Ausländer liegt bei 25 und 24%. Überdurchschnittlich hoch ist dieser in der Schweiz (55%) und in England (46%), recht niedrig dagegen in den USA (9%) und in China (2%). Von extern wird in Deutschland ein Drittel der Vorstandschefs geholt, international sind es 30 %.

Nachdem in den vergangenen Jahren hierzulande verstärkt Kandidaten von außen berücksichtigt worden seien, schlage das Pendel nun wieder in Richtung interne Besetzungen, stellt von Rosty fest. Als Beispiele nennt er Roland Busch (Siemens), Belén Garijo (Merck) und Leonhard Birnbaum (Eon). „Dies ist ein Hinweis, dass in den meisten internationalen Konzernen die internen Talentpipelines auch im Sinne einer breiten Auswahl an Kandidaten für die oberste Führungsposition gut gefüllt sind.“

Heidrick & Struggles beobachtet, dass weltweit Konzernspitzen in wieder größerer Anzahl neu besetzt werden. Wegen des Pandemieschocks hätten 2020 viele Unternehmen den Wechsel von CEOs zurückgestellt. Nun kämen vermehrt männliche und weibliche Kandidaten zum Zug, „die für Diversität, Mut und Aufbruch stehen“.

Jetzt wieder mehr Wechsel

Im ersten Halbjahr 2021 registrierte die Personalberatung die höchste Zahl an Neubesetzungen seit 2018. In dieser Zeit hätten zwölf Dax- und MDax-Unternehmen über die Nachfolge des CEO entschieden, so viele wie im gesamten Jahr 2020. Die Neubesetzungsquote habe damit wie in den USA 13% der Unternehmen betragen. Am höchsten sei sie mit 22% in Frankreich gewesen.