Außenpolitischer Sprecher

„Wolfskrieger“ Zhao wird degradiert

China hat einen für seinen aggressiven Stil landesweit bekannten außenpolitischen Sprecher diskret in eine andere Behörde versetzt. Dies ist ein wichtiges Anzeichen für einen diplomatischen Stilwandel.

„Wolfskrieger“ Zhao wird degradiert

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China beschäftigt eine Handvoll von offiziellen Sprechern, die im fliegenden Wechsel das wochentägliche Briefing des Außenministeriums als einzigen Berührungspunkt zwischen Staatsapparat und Medienöffentlichkeit bestreiten. Wenn einer von ihnen mal wechselt, ist das in der Regel keine große Geschichte. Bei Zhao Lijian sieht das allerdings anders aus. Er weist für einen Regierungsbeamten eine ungewöhnlich hohe Zahl von „Followern“ in sozialen Medien auf und wurde dort als eine Art Galionsfigur für aggressiven chinesischen Nationalismus mit internationaler Breitenwirkung ge­feiert.

Künftig soll die Öffentlichkeit Zhao nun nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der 50-jährige Karrierediplomat ist, wie jetzt bekannt wurde, aus dem Sprecher-Rudel entfernt worden und soll künftig als einer der stellvertretenden Direktoren der Behörde für Grenzangelegenheiten agieren. Im Internet wird der Postenwechsel hitzig diskutiert, wobei auch die Fans von Zhao zähneknirschend zugeben müssen, dass der Wandel vom glamourösen Sprecherjob zum Grenzwache-Bürokraten nicht gerade nach Beförderung riecht.

Zhao war im Februar 2020, also just zum Pandemiebeginn, in das Sprecheramt berufen worden und hob sich rasch mit gestelzten Äußerungen und dezidiert arrogantem Minenspiel von seinen eher farblosen Kollegen ab. In den drei Jahren seiner regelmäßigen Auftritte entwickelte er sich so zu einer Art Stilikone. Von einem Teil des Publikums wurde er als patriotischer „Falke“ für seine mit besonders kalt abweisender Mimik verbreiteten Tiraden gegen die westliche Welt im Allgemeinen und Amerika, Australien und Japan im Besonderen gefeiert. In eher intellektuellen und Auslandskontakte pflegenden Kreisen hingegen erwuchs er zu einer regelrechten Hassfigur, die im Zen­trum erregter Social-Media-Diskussionen stand.

In jedem Fall verstand sich Zhao als wichtiger Wortführer eines aggressiven diplomatischen Stils. Vertreter dieser Linie werden in Anlehnung an einen nationalistischen Actionfilm mit einem chinesischen Söldner-Helden auch als „Wolfskrieger“ bezeichnet.

Allem Anschein nach will Peking mit der Aufgabe der isolationistischen Corona-Politik und der Wiederbelebung von persönlichen diplomatischen Kontakten auch das wenig erfolgreiche und Chinas außenpolitischem Image schadende Wolfskrieger-Gehabe wieder zurückfahren. Die Versetzung von Zhao kann dabei alles andere als schaden.