AUS DER KAPITALMARKTFORSCHUNG

Frankfurter FIRM-Institut verleiht Forschungspreis 2018

Dissertationen zu Risikomanagement und Regulierung ausgezeichnet - Steffen Krüger und Universität Regensburg erhalten jeweils ein Preisgeld von 15 000 Euro

Frankfurter FIRM-Institut verleiht Forschungspreis 2018

Das Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung hat Steffen Krüger für seine Dissertation über den Effekt potenzieller Kreditausfälle auf das regulatorische Kapital von Banken mit dem Forschungspreis 2018 ausgezeichnet. Von Günter Franke* )Zum zweiten Mal hat das Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) unter der Schirmherrschaft des Hessischen Staatsministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Tarek Al-Wazir, den Forschungspreis verliehen. Vor wenigen Tagen nahm Steffen Krüger die Auszeichnung im Rahmen der jährlich stattfindenden FIRM-Forschungskonferenz in Glashütten entgegen. Unter dem Titel “Advanced Dependency Modeling in Credit Risk – Lessons for Loss Given Default, Lifetime Expected Loss and Bank Capital Requirements” beschäftigt sich Krüger mit aktuellen Problemstellungen im Kreditrisikomanagement der Banken, die sich aus dem Spannungsfeld zwischen Regulierung, Bilanzierung und Bankpraxis ergeben. Die Dissertation wurde von Daniel Rösch vom Lehrstuhl für Statistik und Risikomanagement der Universität Regensburg betreut. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf einer Bemessung des Kreditrisikos, dem Bestand notleidender Kredite, der rechtlichen Durchsetzung von Kreditforderungen sowie der Prozyklizität von Kapitalanforderungen. Krüger entwickelt ein Modell zur Schätzung von Kreditverlustquoten in Krisenzeiten unter Nutzung der Quantilsregression sowie eine verbesserte Modellierung der Faktoren, die notleidende Kredite treiben. “Der Forschungsbeitrag zeichnet sich durch eine sehr hohe Relevanz für das Bankmanagement und die Regulierung aus. Die Ergebnisse sollten genutzt werden, um die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors in Krisenzeiten und somit auch die Finanzstabilität zu stärken”, lautet das Fazit des Jury-Vorsitzenden Günter Franke, Professor für Internationales Finanzmanagement i. R. an der Universität Konstanz und Co-Beiratsvorsitzender von FIRM, der auch Autor dieses Textes ist. Sowohl der Verfasser als auch der betreuende Lehrstuhl erhielten ein Preisgeld in Höhe von 15 000 Euro. Versicherer unter DruckAusgezeichnet wurden auch Elia Berdin und Marius Pfeuffer. In der von Helmut Gründl vom International Center for Insurance Regulation der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt betreuten Dissertation “Essays in Microprudential and Macroprudential Supervision in Insurance” analysiert Berdin die Auswirkungen einer anhaltenden Niedrigzinsphase und sinkender Sterblichkeitsraten auf die Solvabilität und Profitabilität von Lebensversicherern. “Die praktische Anwendbarkeit zur Messung der Anfälligkeit von Versicherungsunternehmen in verschiedenen Marktszenarien und zur Wirkungsabschätzung aufsichtsrechtlicher Maßnahmen wird dadurch belegt, dass eine der von Berdin vorgestellten Modellierungen in der Macroprudential Policy and Financial Stability Division der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Einsatz kommt”, betont Franke. Für Versicherer selbst seien die vorgestellten Modellierungen ein nützliches Instrument für Stresstests. Unter dem Forschungstitel “Essays on the Measurement of Credit Risk” fokussiert Marius Pfeuffer auf die Umsetzung der Rechnungslegungsvorschrift IFRS 9, die eine Schätzung des erwarteten Ausfalls eines Kredits über seine gesamte Laufzeit fordert. Pfeuffer nimmt eine kritische Analyse der bisher verwendeten Schätzmethoden vor und entwickelt neue Methoden zur Behebung ihrer mathematischen Schwächen. Die aus der Forschungsarbeit resultierenden Rechenpakete wurden bereits veröffentlicht und leisten einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung von IFRS 9 in Kreditinstituten. “Eine besondere Leistung besteht darin, dass anspruchsvolle Copula-Funktionen verwendet werden, die sehr viel besser geeignet sind, stochastische Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Branchen in den Tails der Wahrscheinlichkeitsverteilungen darzustellen”, sagt Franke. Betreut wurde die Dissertation von Ingo Klein vom Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Elia Berdin und Marius Pfeuffer nahmen jeweils ein Preisgeld über 2 000 Euro entgegen. Ein Preisgeld in gleicher Höhe ging auch an die betreuenden Lehrstühle. Theorie und Praxis wichtigDer von FIRM verliehene Forschungspreis zielt darauf ab, maßgebliche Beiträge zum besseren Verständnis von Risikomanagement und Regulierung im Finanzdienstleistungssektor zu fördern. Um den Forschungspreis konnten sich Verfasser wirtschaftswissenschaftlicher Dissertationen bewerben, die mit summa oder magna cum laude an einer deutschsprachigen Universität promoviert wurden. Bei der Bewertung der Dissertationen aus den Jahren 2016 und 2017 lag ein Augenmerk auf der Relevanz der Problemstellung für Risikomanagement und Regulierung sowie einer ausgewogenen Verknüpfung von international anerkannter hochwertiger theoretisch-konzeptioneller Grundlagenarbeit und innovativem Praxisbezug. Die für den Forschungspreis 2018 eingegangenen Bewerbungen wurden in einer ersten Runde begutachtet und die Dissertationen mit den besten Bewertungen für die Endrunde ausgewählt. Bei der FIRM-Forschungskonferenz in Glashütten stellten die drei Verfasser ihre Arbeiten dem Plenum sowie einer unabhängigen Jury mit Mitgliedern aus der Finanzpraxis und Hochschulvertretern unter dem Vorsitz von Günter Franke vor. Nach abschließenden Bewertungen fand eine kritische Diskussion der Forschungsinhalte statt.Der FIRM-Forschungspreis wurde 2016 zum ersten Mal ausgelobt und war im deutschen Sprachraum gleichzeitig der erste Preis, der für wirtschaftswissenschaftliche Forschungsarbeiten mit Schwerpunkt auf Risikomanagement und Regulierung einschließlich Compliance vergeben wurde. Junge Talente fördernUwe Fröhlich, Generalbevollmächtigter und designierter Co-Vorstandsvorsitzender der DZ Bank, betonte in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des FIRM-Forschungspreises 2018 die Bedeutung von FIRM für den Finanzplatz Frankfurt. Das Institut fördere die Bereitstellung maßgeschneiderter Lehrangebote sowie junge Forschungstalente. Gleichzeitig untermauerte Fröhlich die wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung des Bankensektors, die auch bei der Umsetzung regulatorischer Neuerungen nicht aus den Augen verloren werden dürfe: “Der Aufwuchs an regulatorischen Anforderungen an das Risikomanagement ist durchaus beachtlich. Wir steuern zunehmend auf eine Situation zu, in der mehr und mehr immer detaillierter festgelegt wird – der eigenständige Raum für Risikomanagement im Sinne des vernünftigen, vorausschauenden und eigenverantwortlichen Gestaltens nimmt dabei zwangsläufig ab.”—-* ) Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Franke ist Co-Beiratsvorsitzender von FIRM.