Fonds- und ETF-Sparpläne

Mit kleinen Beträgen zum großen Vermögen

Vor dem Hintergrund des Nullzinsumfelds wächst die Zahl der Fondssparpläne deutlich. Dabei erwirtschaften Sparpläne auf Aktienfonds ansprechende Renditen. Anleger sollten dabei Top-Fonds bevorzugen.

Mit kleinen Beträgen zum großen Vermögen

Von Werner Rüppel

 

Früher, als es noch auskömmliche Zinsen gab, da hatten die meisten Deutschen ein Sparbuch oder ein Depot mit Bundesanleihen, Pfandbriefen oder Bundesschatzbriefen. Da hat es sich auch noch gelohnt, das Sparschwein zu füllen, und das Ersparte auf die Bank zu tragen. Inzwischen hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen aber gänzlich abgeschafft. Das traditionelle Zinssparen lohnt nicht mehr, und eine wachsende Zahl an Kreditinstituten erhebt, um den negativen Einlagezinsen der EZB zu begegnen, für Sparer Verwahrentgelte. Und anders als früher freuen sich die Kreditinstitute, wenn jemand sein Sparbuch auflöst. 

Das Null- und Negativzinsumfeld zieht für Sparer und Anleger harte Zeiten nach sich. Für Investoren, die bereit sind ein gewisses Risiko einzugehen, gibt es aber eine überzeugende Alternative: das ratierliche Ansparen über Fondssparpläne. Diese sind lukrativ und werden bei Anlegern zunehmend beliebter. Georg Stocker, Vorstandschef der DekaBank, erklärt daher: „Der Wertpapiersparplan ist das neue Sparbuch, es ist erfreulich, dass die Wertpapierkultur in Deutschland auch in der Breite vorankommt.“ Neben Aktienfonds stehen auch Sparpläne auf Renten-, Misch- und offene Immobilienfonds zur Verfügung. Doch sind Dividendenpapiere auf lange Sicht am lukrativsten. Richtig angewendet mindern Sparpläne insbesondere das Risiko eines Engagements am Aktienmarkt, lohnen gleichwohl aber langfristig. Die Disziplin des ratierlichen Sparens über viele Jahre zahlt sich also aus. Doch gibt es bei Sparplänen auch mehrere Fallstricke, die Anleger beachten sollten.

 

Boom bei Sparplänen

 

Zuletzt sind die Sparplanzahlen geradezu explodiert. Immer mehr Deutsche sparen ratierlich und haben zudem auch ihre monatlichen Ansparraten erhöht. So hat die Deka in den ersten neun Monaten dieses Jahres netto rund 830 000 neue Sparpläne abgesetzt, das sind 50% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. So zählt die Deka nun 6,6 Millionen Verträge. Auch bei Union Investment steigt die Zahl der Fondssparpläne stärker denn je. Und mit den klassischen Fondssparplänen, den Riester-Sparplänen und dem Sparen der Vermögenswirksamen Leistungen (VL-Sparen) über Fonds verwaltet Union Investment per Ende September 6,1 Millionen Sparpläne.  „Erfreulich ist, dass unsere Kunden ihre Neuanlagen fast ausnahmslos in Fonds mit Substanzwerten wie Aktien und Immobilien tätigen“, erklärt denn auch Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment. „Denn an diesen führt in zinslosen Zeiten kein Weg mehr vorbei.“

Die ING wiederum hat im ersten Halbjahr dieses Jahres die Marke von einer Million aktiven Wertpapiersparplänen geknackt und deren Anzahl innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Und nach Angaben von ExtraETF ist auch die Zahl der ETF-Sparpläne hierzulande in den vergangenen Jahren massiv auf inzwischen knapp drei Millionen geklettert.

Sparpläne boomen also. Doch ist die Geldanlage via langfristig ausgerichtete Sparpläne auch sinnvoll? Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Denn Sparpläne sind, wenn die Anleger bestimmte Punkte beachten, langfristig äußerst lukrativ und mindern darüber hinaus das doch mitunter relativ hohe Risiko der Werpapieranlage. Insofern gibt es in der Tat für langfristig orientierte Anleger kaum etwas Besseres als Fondssparpläne. Fonds bieten übrigens auch die Vorteile eines breit gestreuten Investments. Sparpläne auf eine einzelne Aktie, die es auch gibt, sind im Vergleich dazu wesentlich riskanter. Denn geht ein Unternehmen insolvent, ist das Geld in der Regel weitgehend weg. Und selbst Dax-Werte können pleitegehen, das hat nicht zuletzt Wirecard gezeigt. Daher lautet der Ratschlag: Beim langfristigen Ansparen Finger weg von zu geringer Diversifikation.

 

Aktienfonds am lukrativsten

 

Wie lukrativ vor allem Aktienfondssparpläne langfristig sind, zeigt die aktuelle Statistik des Fondsverbands BVI zum 30. September. So verfügen Anleger, die über 25 Jahre monatlich 100 Euro in Produkte der Kategorie Aktienfonds Deutschland anlegten, bei eingezahlten 30.000 Euro über ein Vermögen von im Durchschnitt 67.772 Euro, was einer Rendite von 6,0% im Jahr entspricht. Über zehn Jahre beträgt die Performance übrigens 6,7% im Jahr. Noch besser haben sich die Produkte der Aktienfonds global entwickelt, die über 25 Jahre im Durchschnitt auf einen Betrag von 73.212 Euro kommen, entsprechend einer Rendite von 6,5% im Jahr. Über die vergangenen zehn Jahre war diese Assetklasse mit einer Performance von 8,7% besonders lukrativ. In diesen Zahlen sind übrigens Ausgabeaufschläge bereits berücksichtigt, ohne diese Abschlusskosten ergeben sich noch höhere Renditen. Wie bei allen Anlagen verbessern auch hier möglichst geringe Kosten das Anlageergebnis.

Als weniger lukrativ haben sich übrigens globale Rentenfonds (Mittelläufer), Mischfonds sowie offene Immobilienfonds erwiesen, deren Sparpläne auf Sicht von 25 Jahren auf Renditen von im Durchschnitt 2,8% pro Jahr, 3,6% pro Jahr und 2,6% pro Jahr kommen. Über zehn Jahre haben die Sparpläne auf Rentenfonds sowie auf offene Immobilienfonds unterdessen nur eine Rendite von 1,5% im Jahr erwirtschaftet.

Aktienfonds waren langfristig also am lukrativsten. Wobei allerdings Sparpläne der Kategorie Aktienfonds Europa auf Sicht von 25 Jahren mit einer Rendite von im Durchschnitt 4,7% im Jahr hinter Aktienfonds mit globalem Fokus bzw. einem Fokus auf deutsche Aktien zurückblieben. Über die vergangenen zehn Jahre kamen europäische Aktienfonds immerhin auf eine Performance von 7,0% im Jahr.

Da die Zinsen derzeit extrem niedrig sind, dürften Rentenfonds auch künftig keine allzu hohe Renditen erzielen, das ist absehbar. Aktienfonds versprechen langfristig die höchsten Renditen. Diese können aber natürlich auch bei Sparplänen für bestimmte Zeiträume einmal etwas niedriger ausfallen als zuletzt. Gleichwohl lohnen eben Aktien langfristig am meisten. Vor diesem Hintergrund sollten vor allem jüngere Anleger, die noch einen Ansparprozess von vielen Jahren vor sich haben, bei Sparplänen auf Aktienfonds setzen.

 

Beträchtliche Unterschiede

 

Bei der nach einzelnen Fonds aufgegliederten Sparplanstatistik des BVI fällt zudem auf, dass die langfristigen Performanceunterschiede zwischen den einzelnen Aktienfonds doch beträchtlich ausfallen. Gerade bei langfristigen Anlageprozessen sollten Investoren daher darauf achten, einen Fonds, der überdurchschnittlich abschneidet, auszuwählen. Wobei es natürlich bei aktiven Fonds passieren kann, dass ein Produkt sich im Lauf der Jahre verschlechtert. Allerdings bleiben häufig gut gemanagte Fonds auch in Zukunft in der Spitzengruppe. Anleger, die das Risiko eines aktiven Fonds gänzlich vermeiden wollen, können natürlich auch auf Sparpläne auf sehr breit gestreute Aktien-ETFs setzen.

Die Tabelle zeigt ausgewählte Aktienfonds auf, die langfristig überzeugen und eine überdurchschnittliche Performance erwirtschaftet haben. Dazu zählen in der Kategorie Aktien Deutschland der Concentra, der DWS Deutschland, der Meag ProInvest und der UniDeutschland. Bei den globalen Aktienfonds überzeugen der Allianz Interglobal, der Deka GlobalChampions, der DWS Akkumula, der Metzler Global Equities Sustainable und der UniGlobal.

Nicht nur als Einmalanlage, auch bei der Investition über Sparpläne haben sich Small Caps in den vergangenen Jahren besonders gelohnt. Daher sollten Anleger erwägen, langfristig durchaus breit gestreut über entsprechende Aktienfonds in Mid und Small Caps zu investieren. Überdurchschnittlich erfolgreiche Produkte sind in diesem Bereich der DWS German Small/Mid Cap, der Metzler European Smaller Companies Sustainable, der UBS Smaller German Companies und der UniDeutschland XS.

Doch ist es überhaupt vorteilhaft über Sparpläne in Aktienfonds zu sparen, ist nicht die Einmalanlage lukrativer? So kommt Morningstar in einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine Einmalanlage meist besser als Sparpläne abgeschnitten hat. Dazu hat Morningstar für den Zeitraum von 1926 bis 2019 untersucht, wie sich Sparpläne am US-Aktienmarkt entwickelt haben. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass bei Betrachtung verschiedener rollierender Zeitperioden die Rendite einer Einmalanlage in 72,2% der Fälle höher war als die Rendite von Sparplänen. Und je länger der Anlagezeitraum gewesen sei, desto besser hätten sich Einmalanlagen geschlagen.

Dieses Ergebnis überrascht nun aber keineswegs. Bei über die Jahre meist aufwärts gerichteten Aktienmärkten schneidet eine Einmalanlage natürlich in den meisten Fällen besser ab als das ratierliche Sparen. Und bei solchen Märkten ist es eben am lukrativsten, möglichst langfristig in Dividendentiteln investiert zu sein. Die Studie von Morningstar spricht aber auch keineswegs gegen Sparpläne, aufgezeigt wird lediglich, dass die Aktienanlage langfristig äußerst lukrativ ist und dass der Trend der Aktienmärkte in den vergangenen Jahrzehnten eindeutig nach oben gerichtet war. Wer langfristig in Aktien investiert, der erzielt eine hohe Performance und wird wohlhabend. Wer kein Geld für die Aktienanlage hat, muss kleinere Brötchen backen.

 

Zugang zum lukrativen Aktienmarkt

 

Sparpläne bieten gegenüber einer Einmalanlage nämlich eine Reihe von Vorteilen, die es zu berücksichtigen sind. Zum einen haben breite Bevölkerungsschichten, die in der Regel nur über ein begrenztes Einkommen verfügen, keinen oder kaum einen Zugang zum lukrativen Aktienmarkt, zumindest aber nicht zu vertretbaren Kosten bei einer aus Risikoaspekten breit gestreuten Anlage. Sparpläne auf Aktienfonds ermöglichen es erst, dass jeder in die wertschaffenden Beteiligungspapiere investieren kann. Besonders lukrativ ist die Sache, wenn der Arbeitgeber oder der Fiskus wie bei vermögenswirksamen Leistungen noch etwas dazu gibt. Beim sogenannten VL-Sparen überzeugen vor allem Aktienfonds.

Zum anderen besteht an der Börse stets die Gefahr, dass viele unbedarfte Anleger gerade dann kaufen, wenn Aktien über viele Jahre gestiegen und hoch bewertet sind. Gerade ist es 25 Jahre her, dass die Telekom-Aktie zum ersten Mal an der Börse notierte. Und insbesondere die T-Aktie entwickelte sich hierzulande für etliche Anleger zu einem Trauma: Denn nach einem gewaltigen Anstieg der T-Aktie bis auf über 100 Euro im März 2000 folgte ein massiver Absturz bis auf unter 10 Euro je Aktie. Das Problem dabei war, dass sich viele Anleger im Telekom- und Dotcom-Hype erst relativ spät am Aktienmarkt engagiert und in der Nähe der Höchstkurse gekauft haben. Kein Wunder, dass etliche Deutsche, die durch den Kurssturz der T-Aktie und dem Platzen der Dotcom-Blase getroffen wurden, in den Folgejahren dem Aktienmarkt fern blieben. In Sachen Vermögensbildung war dies definitiv die falsche Entscheidung.

Das ist ein Grundproblem der langfristig durchaus sehr lukrativen Aktienanlage. Wer mit einem Einmalbetrag zum falschen Zeitpunkt einsteigt, erleidet Schiffbruch. Wer aber über Jahre ratierlich spart, der mindert das hohe Einstiegsrisiko am Aktienmarkt merklich und kommt zugleich in den Genuss der langfristig hohen Performance von Aktien. Insofern haben die Deutschen auch etwas aus dem massiven Einbruch der T-Aktie gelernt: Sie kaufen inzwischen lieber breit gestreut über Fonds und sie setzen lieber auf Sparpläne.

 

Risiko Ausstiegsphase

 

Darüber hinaus möchten sich breite Bevölkerungsschichten auch nicht dauernd mit dem Aktienmarkt und seinen zahlreichen Details befassen. Die Beantwortung von Fragen darüber, wann der Einstieg günstig ist oder welche Titel in einem breit gestreuten Portfolio über- oder untergewichtet werden sollten, ziehen hohe Informationskosten nach sich. Wer ratierlich in einen erstklassigen Aktienfonds investiert, der hat diese Informationskosten nicht.

Neben dem Einstieg gibt es bei den lukrativen Sparplänen auf Aktienfonds aber noch ein Problem, das mitunter übersehen wird: die Ausstiegsphase. Denn auch hier können kurzfristig starke Schwankungen am Aktienmarkt dazu führen, dass gerade beim Verkauf der Fonds ein relativ niedriger Erlös erzielt wird. Doch auch dieses Problem lässt sich über einen ratierlichen Ausstieg in mehreren Etappen, sprich über einen oder mehrere Teilausstiege, leicht lösen. Alles in allem sind Sparpläne daher überzeugende Produkte.