Allianz hat ihre Führungsposition im jüngsten Corporate-Governance-Ranking der Fondsgesellschaft Union Investment verteidigt und belegt wie im vergangenen Jahr den ersten Platz. Nahezu gleichauf hat sich die Deutsche Börse im Spitzenfeld platziert, teilt die Fondsgesellschaft mit. Die größten Aufsteiger im Dax sind BMW, Bayer und Fresenius Medical Care, während SAP, Adidas und MTU Aero Engines am stärksten verloren haben. Schlusslicht ist der Dax-Aufsteiger Delivery Hero, dem die Investorenvertreter Aufholbedarf in der Transparenz bescheinigen.

Union Investment stellt den Dax-Unternehmen das vierte Jahr in Folge Zeugnisse über die Qualität ihrer Governance aus, die MDax-Konzerne wurden zum zweiten Mal unter die Lupe genommen. Im Dax hat sich der an Schulnoten orientierte Notenschnitt im Vergleich zum Vorjahr von 2,0 auf 2,1 etwas verschlechtert, im MDax ging es von 2,8 auf 3,0 nach unten. Grand City Properties und Encavis sind Sitzenbleiber mit der Note 6.

Aus der Verschlechterung des Notendurchschnitts im Dax lässt sich nach Einschätzung der Fondsgesellschaft keine Trendumkehr erkennen. „Ich würde den Unternehmen nicht generell ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Allerdings ist das vergangene Jahr auch nicht genutzt worden, um eine Schippe draufzulegen“, sagt Jens Wilhelm, Vorstand von Union Investment, im Interview der Börsen-Zeitung. Die Spreizung im Ranking werde breiter. „Die Dax-Konzerne haben die niedrig hängenden Früchte geerntet, jetzt muss es weitergehen“, so Wilhelm.

Punktabzug gab es in zahlreichen Unternehmen wegen Ämterhäufung und mangelnder Unabhängigkeit von Aufsichtsräten – diese Kritik spiegelte sich in einzelnen Voten von Gremienwahlen auf Hauptversammlungen. „Wir wünschen uns mehr Bewegung und mehr frischen Wind in den Aufsichtsräten. Deshalb setzen wir uns für eine Verkürzung der Amtszeiten ein“, erklärt Vanda Rothacker, ESG-Analystin mit Schwerpunkt Corporate Governance bei Union Investment.

Interview und Bericht Seite 9