Keine Mittelfristziele

Bayer brüskiert Investoren auf Kapitalmarkttag

Ein schwacher Ausblick und keine mittelfristige Guidance: Bayer hat die Investoren erneut vor den Kopf gestoßen. Die Aktie war abermals der größte Verlierer im Dax.

Bayer brüskiert Investoren auf Kapitalmarkttag

Bayer brüskiert Investoren auf Kapitalmarkttag

Aufspaltung vertagt – Keine Mittelfristziele – Schwacher Ausblick auf 2024

ab Düsseldorf

Die gute Nachricht zuerst: Bei Bayer ist das Schlussquartal 2023 operativ gut gelaufen, so dass der Konzern die im Sommer gekürzten Jahresziele erreicht, teils sogar übertroffen hat. Doch schon der Ausblick auf den neuen Turnus fällt ernüchternd aus, werden die beiden wichtigsten Sparten, Cropscience und Pharma, doch bestenfalls an die schwachen operativen Ergebnisse aus dem Vorjahr anknüpfen, wie Bayer mitteilte. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird erneut um ein Fünftel einbrechen, nimmt man den Mittelwert des Prognosekorridors als Maßstab. 2024 hatten hohe Wertkorrekturen einen Konzernverlust von fast 3 Mrd. Euro beschert.

Die eigentliche Neuigkeit des Tages, an dem Bayer die Bilanzvorlage mit dem Kapitalmarkttag verknüpft hatte, war jedoch die klare Absage an Strukturveränderungen. „Nicht jetzt“, beschied Vorstandschef Bill Anderson. Der Verzicht auf Strukturmaßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt bedeute jedoch nicht, dass es dazu niemals komme, sagte Anderson. Bayer bleibe für alles offen.

Wenn überhaupt, so komme eine Ausgliederung allenfalls für Consumer Health infrage. Dieser Prozess dauere aber zu lange und binde zu viel Managementkapazität. Denn parallel läuft die Einführung des neuen Organisationsmodells. Dieses soll bis Ende 2026 zu Einsparungen von 2 Mrd. Euro führen. 2024 sollen schon 500 Mill. Euro gehoben werden.

Neue Verteidigungsstrategie

Das war es aber auch schon, was Bayer den Investoren an mittelfristiger Planung an die Hand gab. Mittelfristige Prognosen seien „keine zuverlässige Übung“, beschied der seit Juni amtierende Vorstandschef. Diese Nicht-Aussagen nahmen die Investoren zum Anlass, die Aktie erneut ans Dax-Ende zu schieben. Zum Handelsende stand ein Tagesverlust von 7,6% zu Buch. Die Marktkapitalisierung ist auf 25,5 Mrd. Euro zusammengeschnurrt.

Den größten Handlungsbedarf macht Anderson in der Pharmadivision, den Rechtsstreitigkeiten, der hohen Verschuldung und der Bürokratie im Konzern aus. Hinsichtlich der anhängigen Klagen in den USA setzen die Leverkusener auf eine neue Verteidigungsstrategie, die auch außerhalb der Gerichtssäle stattfindet. Dazu gehöre auch „die intensivere Zusammenarbeit mit Akteuren im Bereich der Politik“. Näher wollte sich Anderson dazu nicht äußern. 2023 wurden die Rückstellungen für Rechtsfälle um knapp 900 Mill. Euro aufgestockt.

Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 11
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