Informationstechnik

Helaba vereinfacht ihre IT

Den Umbau ihrer IT lässt sich die Helaba einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Nach der Pflicht soll die Kür unter anderem in direkt offerierten Mehrwertdiensten bestehen, wie Vorstandsmitglied Christian Rhino der Börsen-Zeitung sagt.

Helaba vereinfacht ihre IT

bn/fir Frankfurt

Die Helaba fährt im Zuge eines Umbaus ihrer IT deren Komplexität kräftig herunter, wie Vorstandsmitglied Christian Rhino der Börsen-Zeitung erklärt. So soll die Zahl der Kernhauptsysteme von derzeit über 400 um 30% bis 40% sinken und der Auslandszahlungsverkehr auf das hauseigene System Jets wandern, welches im vergangenen Jahr 8,5 Milliarden Transaktionen verarbeitet hat. Zudem legt die Bank ihre beiden Handelssysteme der Anbieter Murex und Front Arena zusammen und ersetzt mit einer Standard-Software das nach wie vor auf einem Mainframe-System laufende Kreditgeschäft.

Die Zahl der Schnittstellen des Mainframes soll von rund 22 000 auf nur mehr ein Zehntel davon schrumpfen. Zugleich richtet das Haus einen Data Lake ein und nimmt ein Schnittstellen-Modell zur Anbindung des sparkasseneigenen Dienstleisters FI und von Fintechs in Angriff. Bis 2027 lässt sich die Landesbank den Umbau einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. „Wir haben jetzt die Weichen gestellt, dass unsere neue IT-Architektur so gewählt wurde, dass wir mögliche Synergien bei Landes- und Depotbanken grundsätzlich realisieren können“, sagt der Manager, angesprochen auf die Debatte um eine Konsolidierung im Landesbankensektor. „Aber auch unabhängig davon schaffen wir eine Plattform, die eigenständig voll wettbewerbsfähig ist im Markt. Die Vorgabe für unsere neue IT-Architektur sieht daher vor, sie möglichst so offen zu gestalten, dass wir jederzeit kooperieren können, unsere Individualität aber etwa im Zahlungsverkehr dennoch bewahrt bleibt.“

Außerdem hat Rhino, vor einem Jahr als Commerzbank-Bereichsvorstand ins Amt des Chief Information Officer und Chief Operating Officer der Helaba gewechselt, in der Beschaffung alle Dienstleistungen neu ausgeschrieben und Büroflächen optimiert. Zusammen mit dem Effekt des bereits 2019 angekündigten Restrukturierungsprogramms Scope hat dies ungeachtet des IT-Umbaus den Kostenanstieg in der Bank gestoppt, wie er berichtet.

„Nach der Pflicht besteht die Kür darin, dass wir die Datenqualität und die Datenbestände massiv verbessern wollen“, kündigt er mit Blick auf den Umbau an: „Mehrwert-Dienste wollen wir Kunden direkt anbieten.“ So schwebt der Bank, ein Platzhirsch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung der Republik, eine eigene oder mit dem Sparkassensektor gemeinsam gebaute Plattform für den Immobilienmarkt vor, welche die gesamte Wertschöpfungskette abdecken soll. „Wir als Helaba decken bereits 60 bis 80 % dieser Wertschöpfungskette ab“, erklärt Rhino. „Für Immobilienentwickler aber wird es interessant, wenn die Helaba sämtliche Dienstleistungen erbringt oder vermittelt, bis hin zur Verbriefung von Forderungen.“ Viele Wertschöpfungsketten seien „noch nicht automatisiert oder nur teilautomatisiert“.

Gespräch Seite 5

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