Eurozone

Immobilienkredite immer begehrter

Im Juni reichten Banken nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) an private Haushalte 5,6% mehr Kredite zum Häuserkauf aus als vor zwölf Monaten.

Immobilienkredite immer begehrter

rec Frankfurt

Im Euroraum sind Immobilienkredite so begehrt wie seit den Zeiten der Weltfinanzkrise nicht. Im Juni reichten Banken nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) an private Haushalte 5,6% mehr Kredite zum Häuserkauf aus als vor zwölf Monaten. Anders als bei der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und bei Investitionen von Unternehmen hat die Pandemie nicht für einen zwischenzeitlichen Einbruch gesorgt, im Gegenteil: Die Immobilienkreditnachfrage hat nochmals stärker angezogen als im Trend der vergangenen Jahre. Inzwischen wächst sie auf Jahressicht so stark wie seit Mitte 2008 nicht (siehe Grafik).

Das gibt der Debatte über den anhaltenden Immobilienboom neue Nahrung – und der Frage, ob es Anzeichen für eine Überhitzung oder gar eine Blase gibt. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen decken sich mit Erkenntnissen aus der jüngsten EZB-Umfrage zum Kreditgeschäft: Laut der vierteljährlichen Erhebung berichteten im zweiten Quartal deutlich mehr Banken in Euroland über eine steigende denn eine nachlassende Nachfrage privater Haushalte nach Immobilienkrediten – im Saldo 36%. Auch die durchschnittlich zu zahlenden Preise fürs Eigenheim haben im Zuge der Pandemie weiter angezogen. Das gilt im Besonderen für die USA: In den dortigen Metropolen haben sich Immobilien laut dem einschlägigen S&P-Case-Shiller-Index im Mai so stark verteuert wie zuletzt im Sommer 2004: um 17,0%.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht im Immobilienboom einen möglichen Nährboden für höhere Inflation. „Anhaltende Angebotsstörungen und stark steigende Immobilienpreise sind einige der Faktoren, die zu einer anhaltend hohen Inflation führen könnten“, mahnt IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath in einem begleitenden Blogeintrag zum neuen Konjunkturausblick. Demnach rechnet der IWF in diesem und im kommenden Jahr mit höheren Inflationsraten als bislang. Trotzdem rät er Zentralbanken, ihre außerordentlich expansive Geldpolitik nicht zu früh zu beenden.

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Wertberichtigt Seite 6

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