GesprächVÖB-Chef Eckhard Forst

Ruf nach "Klarheit" zu Nachhaltigkeitsberichten

Neue Vorschriften, die ab 2024 in der EU greifen, beunruhigen Förderbankenchef Eckhard Forst. Anders als manch andere Förderbank geht der Chef von NRW.Bank und VÖB bei Social Bonds aber in die Offensive.

Ruf nach "Klarheit" zu Nachhaltigkeitsberichten

VÖB fordert "Klarheit" zu Nachhaltigkeitsberichten

EU-Pflichten beunruhigen Verbandschef Forst – Social-Bond-Standard erwünscht

rec Brüssel

Neue Pflichten zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit, die bald in der EU anlaufen, sorgen für Unruhe bei Banken und Mittelständlern. Eckhard Forst, der den Verband Öffentlicher Banken (VÖB) leitet, fordert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung "Klarheit", wer alles unter die neuen Regeln fällt. Außerdem moniert Forst, dass die einzelnen EU-Gesetze zu Sustainable Finance teilweise nicht sauber aufeinander abgestimmt seien.

Mit seinen Vorbehalten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die unter dem Kürzel CSRD firmiert und ab 2024 schrittweise greift, und zur ausgebauten Taxonomie ist der Chef der NRW.Bank nicht allein. Laut Industrie- und Handelskammer (DIHK) kommen unverhältnismäßige bürokratische Pflichten auf viele Mittelständler zu. Für die branchenkritische Organisation Better Finance gewährleistet die CSRD keine verlässlichen und vergleichbaren Nachhaltigkeitsdaten.

Ein letzter Anlauf im EU-Parlament, die nahenden Berichtspflichten für Tausende börsennotierte Unternehmen aufzuschieben, ist vor wenigen Tagen gescheitert. Europapolitiker von CDU und CSU, die eine Abkehr beantragt hatten, zeigen sich ernüchtert. Denn somit müssen Unternehmen gewisser Größe über die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Umwelt berichten. Auch viele Banken müssen sich umstellen.

"Wir bereiten uns darauf mit großem Aufwand vor", sagt Forst und spricht von einer "Vorsichtsmaßnahme". "Auch bei der Taxonomie muss die Machbarkeit in den Mittelpunkt", fordert der VÖB-Präsident. Das Problem sei die binäre Logik der Taxonomie, die sich am Pariser Klimaziel orientiert, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Für Forst ist zentral, ob man nicht gerade auch jene Unternehmen mit Krediten bedienen sollte, die davon noch weit entfernt sind, aber große Fortschritte machen könnten.

Forst betont zudem das Unterfangen, die Wirkung von Investitionen in Klimaschutz zu messen. Das funktioniere nicht vernünftig anhand der Investitionssummen. "Wir benötigen Kriterien, die den Effekt von Maßnahmen belegen. Da sind wir im Moment von Brüssel völlig alleingelassen", klagt Forst. "Jede Bank, jede Versicherung, jede Kapitalsammelstelle setzt sich eigene Regeln und Annahmen."

Im Gegensatz zu manch anderer Förderbank, die mit der Ausgabe von Anleihen nach sozialen Kriterien zögert, geht Forst beim Thema Social Bonds in die Offensive. Der neue Green-Bond-Standard weckt bei Forst Wünsche nach einem vergleichbaren "Social-Bond-Standard, der vernünftig gemacht und erfüllbar ist". Wie der Green-Bond-Standard müsse ein solches Gütesiegel etwa für die Finanzierung von sozialem Wohnungsbau und Krankenhäusern freiwillig sein.

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Langfassung des Gesprächs

Im Gespräch Seite 5