Softwarekonzern

Schwache Konjunktur ist Triebfeder für SAP

SAP registriert „von den Kunden derzeit eine besonders starke Nachfrage, trotz oder gerade wegen der konjunkturell gedämpften Aussichten“, wie Finanzchef Luka Mucic im Interview sagt.

Schwache Konjunktur ist Triebfeder für SAP

hei/scd Frankfurt

SAP geht nach Einschätzung von Finanzvorstand Luka Mucic mit sehr guten Wachstumschancen ins kommende Jahr, und das nicht trotz, sondern sogar begünstigt durch die schwächelnde Konjunktur. „Wir sehen, dass die SAP in einem sehr unsicheren und volatilen Umfeld in eine sinkende Konjunktur hinein ihr Wachstum beschleunigt hat und auch beginnt, Ergebniszuwachs zu zeigen“, sagt er im Interview der Börsen-Zeitung.

Mucic geht dabei davon aus, dass SAP gegenüber Wettbewerbern wie Salesforce im Vorteil ist, „weil wir im Moment etwas andere Prioritäten beim Kunden sehen“. Während diese in Pandemie vor allem ihre digitalen Schnittstellen zu den eigenen Kunden optimiert haben, was die Nachfrage nach Software für Kundenbeziehungsmanagement erhöhte, stünden nun „Automatisierung der Produktion und Effizienz von Lieferketten“ im Fokus. „An dieser Stelle hat SAP ihre originären Stärken.“ Ein Vorteil des Cloud-Geschäfts sei zudem, „dass die Umsatzentwicklung (…) sehr gut planbar ist“.

Der Dax-Konzern, der vor zwei Jahren seine Neuausrichtung auf das Cloud-Geschäft gestartet und in der Folge an der Börse eine deutliche Bewertungskorrektur erlitten hatte, will von 2023 an die Früchte ernten. Mucic betonte, dass große Investitionsprogramme im neuen Jahr auslaufen. Für die Modernisierung der Cloud-Infrastruktur, die in diesem Jahr nochmals 400 Mill. Euro verschlingt, werde 2023 „signifikant weniger benötigt. 2024 fällt dafür nichts mehr an.“ Deshalb soll auch das Ergebnis zweistellig zulegen.

SAP ist Mucic zufolge „derzeit mit einer Strategie unterwegs, die auf organisches Wachstum aufsetzt“. Mit einer „Nettoverschuldung im niedrigen einstelligen Milliardenbereich“, sei das Unternehmen zwar an einem Punkt, „an dem wir auch eine größere Akquisition stemmen könnten“. Es habe sich aber gezeigt, dass die Harmonisierung unterschiedlicher Technologien nach einem Zukauf oft aufwendig sei. SAP nehme dagegen „das Thema Partnerschaften sehr ernst“. Bilanzielle Risiken aus vergangenen Zukäufen sieht der Manager aber nicht. Angesichts des Kursverlusts der börsennotierten Tochter Qualtrics bleibt er gelassen. Vom Goodwill auf das Unternehmen sei „aus unserer Sicht nichts abzuschreiben“.

Mucic unterstreicht, dass die Mitgliedschaft im Dax für SAP „sehr wichtig“ sei. Daran wolle das Unternehmen festhalten, ebenso wie an der Notierung an der Wall Street. Er zeigte allerdings Verständnis für die Kritik von Linde an der Kappungsgrenze von 10 % für das Gewicht eines einzelnen Unternehmens im Dax. Linde hat damit den Rückzug von der Frankfurter Börse begründet.

Interview Seite 11

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