Milliardenübernahme

Viessmann vor Verkauf in die USA

Die Eigentümerfamilie von Viessmann will mit dem Verkauf offenbar das auf Heizungen, Klimageräte und Wärmepumpen spezialisierte Unternehmen in die Lage versetzen, das für das rasante Wachstum der Wärmepumpensparte benötigte Kapital von rund 1 Mrd. Euro mit Hilfe des neuen Eigentümers aufzubringen. Unter anderem wird eine neue Fabrik in Polen gebaut.

Viessmann vor Verkauf in die USA

Viessmann vor Verkauf in die USA

Carrier Global könnte 11 Mrd. Euro für deutschen Heizungskonzern bezahlen

cru Frankfurt

Der Heizungskonzern Viessmann könnte schon bald den Besitzer wechseln. Mitten in der Klimawende steht der nordhessische Familienkonzern Viessmann kurz vor dem Verkauf des milliardenschweren neuen und wachsenden Kerngeschäfts mit Wärmepumpen an den dreimal so großen US-Konzern Carrier Global aus Florida, der in New York an der Börse notiert. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Der Kurs der Carrier-Aktie fiel am Dienstag um zeitweise 7%, so dass die Marktkapitalisierung auf 35 Mrd. Dollar schrumpfte.

Die Eigentümerfamilie will mit dem Verkauf offenbar das auf Heizungen, Klimageräte und Wärmepumpen spezialisierte Unternehmen in die Lage versetzen, das für das rasante Wachstum der Wärmepumpensparte benötigte Kapital von rund 1 Mrd. Euro mit Hilfe des neuen Eigentümers aufzubringen. Unter anderem wird eine neue Fabrik in Polen gebaut. Geplant sei der Verkauf des Geschäftsbereichs Klimalösungen, der bei dem Familienunternehmen rund 85% des Umsatzes ausmacht und mit rund 11 Mrd. Euro (12 Mrd. Dollar) einschließlich Schulden bewertet wird. Die kleine Sparte für Kühltechnik in Supermärkten mit 10% Umsatzanteil bleibe außen vor, heißt es. Viessmann wird nach Informationen der Börsen-Zeitung von Goldman Sachs beraten.

Die Verhandlungen gelten als weit fortgeschritten. Einem Insider zufolge, auf den sich die Nachrichtenagentur Reuters beruft, bekommt die Familie den Kaufpreis zum Teil in Aktien, zum Teil in bar. Ein Sprecher des Unternehmens aus Allendorf an der Eder lehnte am Dienstag jeden Kommentar ab.

Laut Finanzminister Christian Lindner (FDP) muss die Bundesregierung den Fall Viessmann genau unter die Lupe nehmen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) werde das analysieren, sagte Lindner am Dienstag bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsforums der SPD in Berlin. Firmen müssten bei der Gesetzgebung mitkommen. Die Anpassungsfähigkeit von Betrieben müsse entsprechend mitgedacht werden. „Denn ein Gesetz ist schneller geändert als eine Produktionsstraße.“

Wertberichtigt Seite 2 Bericht Seite 9