Aktiensparen

Von Millionären lernen

Millionär sein, das kann doch jeder! Bücher und Magazine zeugen davon, zumindest Klappentext und Vorwort versprechen einen leichten Weg. Eine „Reichwerdeautomatik“ verspricht AWD-Gründer und Fernsehstar Carsten Maschmeyer all jenen, die sein Werk ...

Von Millionären lernen

Millionär sein, das kann doch jeder! Bücher und Magazine zeugen davon, zumindest Klappentext und Vorwort versprechen einen leichten Weg. Eine „Reichwerdeautomatik“ verspricht AWD-Gründer und Fernsehstar Carsten Maschmeyer all jenen, die sein Werk „Die Millionärsformel“ zur Hand nehmen. „Sie schwimmen im Geld? Nein?! Das lässt sich ändern!“, lautet der Locktext zum Buch „So denken Millionäre“ des Motivationsredners T. Harv Eker. „Mit dieser Börsenstrategie wurde ich Millionär“, lautet der Titel einer Ausgabe von „Focus Money“, die den Weg einer Millionärin nachzeichnet und eine „Hoch-Tief-Mut-Methode“ empfiehlt.

Der Weg zu Millionen ist für manche Menschen tatsächlich leicht. Ohne Motivationsguru und Geheimtipp führt der Weg dorthin über ein Aktiendepot und etwas Zeit – wenn, ja wenn anfangs bereits ein gewisses Vermögen vorhanden ist. In Deutschland haben 1,54 Millionen Menschen ein investierbares Vermögen von 1 Mill. Dollar aufgebaut, schätzt die Beratungsgesellschaft Capgemini in einem aktuellen Bericht. Ganz so erfolgreich wie die aktienhungrigen US-Bürger waren die deutschen Millionäre – im Berater-Sprech vornehm als „High Net Worth Individuals“ bezeichnet – zwar zuletzt offenbar nicht, doch weil sie zugleich mehr Aktien halten als die Wohlhabenden anderswo in Europa, wächst die Zahl der Millionäre hierzulande absolut und relativ schneller als in einigen anderen Ländern.

Doch an breiter Front – also in der Welt der Mehrheit weit unterhalb der Millionenschwelle – bleibt das Potenzial der Aktie ungenutzt: In der betrieblichen Altersvorsorge sind garantiefreie Pläne mit hoher Aktienquote ein Nischenphänomen, in der Riester-Rente wurde die Chance auf eine Senkung der starren Garantie gerade vertan, die Pläne von Standardlösungen à la „Deutschlandrente“ oder „Schwedenfonds“ harren der Umsetzung. Immerhin haben Direktbanken und ETF-Sparpläne das selbstbestimmte Aktiensparen zum Massengeschäft erhoben, aber auch hier sind die meisten außen vor. Wie könnte es anders sein, gehören doch zum Lebensalltag vieler Menschen Schulden, bescheidene Einkommen oder die Angst, von Hartz IV leben zu müssen. Für sie ist das Versprechen der schnellen Millionen Hohn, und in der Breite hat die Aktie nur mit Hilfe der Politik eine Chance.

Die Deutschen werden so schnell kein Volk von Millionären sein. Wenn es gut läuft, ist ein bescheidenes Aktienvermögen für die meisten Menschen in Deutschland aber erreichbar. Den Einstieg in Aktien wagen – das ist die Lektion der Millionäre.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.