Flugzeugbauer

Airbus schielt auf Staatskredite für Entwicklung des nächsten Mittelstreckenjets

Der europäische Flugzeugbauer will die Dekarbonisierung des Luftverkehrs trotz guter Auftragslage nicht allein stemmen. In einem Interview hat sich CEO Guillaume Faury für das frühere Modell von Anschubfinanzierungen ausgesprochen.

Airbus schielt auf Staatskredite für Entwicklung des nächsten Mittelstreckenjets

Airbus schielt auf Staatskredite für nächsten Mittelstreckenjet

Flugzeugbauer fasst Anschubfinanzierungen ins Auge

dpa-afx London

Der Flugzeughersteller Airbus will für die Entwicklung seines nächsten Mittelstreckenjets möglicherweise wieder europäische Staaten um Finanzhilfe bitten. Der Konzern könnte die Unterstützung der Regierungen benötigen, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury der "Financial Times" am Dienstag. Der Hersteller will im nächsten Jahrzehnt eine neue Generation von Mittelstreckenjets mit geringerem Spritverbrauch an den Start bringen, die die stark gefragte Modellfamilie A320neo ablösen soll. Zudem will Airbus bis 2035 einen kleineren Wasserstoff-Passagierjet entwickeln.

Die Entwicklung der neuen Flugzeugtypen dürfte den Dax-Konzern nach früheren Aussagen jeweils einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag kosten. Laut Faury steht Airbus zwar finanziell gut genug da, um beide Vorhaben aus eigener Kraft zu stemmen. So saß der Konzern zuletzt auf einem Auftragsbestand über rund 8.000 Passagier- und Frachtjets. Dennoch denkt Faury darüber nach, wie die Regierungen die Entwicklung unterstützen könnten – um die Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu ermöglichen.

Hilfen bergen großes Streitpotenzial

Der Manager sprach sich für das frühere Modell von Anschubfinanzierungen aus, mit denen europäische Staaten die Entwicklung neuer Flugzeugtypen gefördert hatten. Diese Gelder musste der Konzern beim Erreichen bestimmter Bestellmengen zurückzahlen. Allerdings hatten staatliche Hilfen für Airbus und Boeing einen heftigen Streit zwischen der EU und den USA ausgelöst, der fast zwei Jahrzehnte dauerte.

Derzeit arbeiten Airbus und Boeing an Technologien wie neuen Tragflächen, die CO2-Emissionen künftiger Flugzeugtypen senken sollen. Dabei profitieren sie bereits von staatlichen Hilfen. Airbus will die Entwicklung seiner beiden neuen Flugzeugtypen voraussichtlich noch vor 2030 offiziell anschieben. Während das Wasserstoff-Flugzeug emissionsfrei fliegen soll, hat Faury für den neuen Mittelstreckenjet eine Treibstoffersparnis von 20 bis 25% im Vergleich zur A320neo im Auge.