Cybersicherheit

Airbus will keine Beteiligung an Evidian

Der IT-Dienstleister Atos wird nach dem Abbruch der Verhandlungen mit Airbus über den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung an der Cybersicherheitssparte stark abgestraft. Der Aktienkurs bricht um 18 % ein.

Airbus will keine Beteiligung an Evidian

wü Paris

Airbus hat Verhandlungen mit dem französischen IT-Dienstleister Atos über eine Beteiligung an dessen Cybersicherheitssparte Evidian abgebrochen. Das teilte der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern am Mittwoch mit, nachdem der Wirtschaftsradiosender BFM Business berichtet hatte, er sei nicht bereit, den von Atos geforderten Preis zu zahlen und wolle deshalb nachverhandeln. Nach sorgfältiger Überlegung sei man zu dem Schluss gekommen, dass der mögliche Erwerb einer Minderheitsbeteiligung von 29,9 % an Evidian im aktuellen Umfeld und unter der aktuellen Struktur nicht den Zielen des Konzerns entspräche, teilte Airbus auf Anfrage mit.

Atos hatte Mitte Februar bekanntgegeben, ein unverbindliches Angebot von dem Luft- und Raumfahrtkonzern erhalten zu haben. Informationen über den gebotenen Preis hatte es von keinem der beiden Unternehmen gegeben. Gerüchte über Gespräche zwischen Airbus und Atos hatten bereits Anfang Januar die Runde gemacht.

Der angeschlagene IT-Dienstleister hatte Mitte letzten Jahres Pläne präsentiert, in deren Rahmen die größten Wachstumsbereiche wie Cybersicherheit, Big Data und Digitalisierungsdienstleistungen bis Juni 2023 von den übrigen Aktivitäten in ein Unternehmen namens Evidian abgespalten werden sollen. Im September dann hatte der IT-Dienstleister, dessen Kurs an der Börse von Paris innerhalb der letzten zwölf Monate um fast 60 % eingebrochen ist, ein Übernahmeangebot von Onepoint für Evidian abgelehnt, durch das die geplante Sparte mit 4,2 Mrd. Euro bewertet wurde.

„Atos nimmt die Entscheidung von Airbus zur Kenntnis“, teilte der IT-Dienstleister mit. Er wurde von Investoren an der Börse von Paris stark abgestraft, so dass sein Kurs am Mittwoch im Laufe des Tages um zeitweise mehr als 18 % auf 10,55 Euro einbrach und damit den größten Kursverlust innerhalb des SBF 120 verbuchte. Der CAC 40 legte zeitgleich um 1,5 % zu, das Airbus-Papier zog um 2,1 % auf 121,80 Euro an.

Einer der wichtigsten privaten Anteilseigener von Airbus, der britische Hedgefonds TCI (The Children’s Investment Fund), hat Airbus-Chef Guillaume Faury laut einem Bericht der „Financial Times“ im Februar aufgefordert, die Pläne für eine Minderheitsbeteiligung an Atos fallen zu lassen. Es sei nicht an Airbus, sich an einer politisch motivierten Rettung des angeschlagenen IT-Dienstleisters zu beteiligen, soll TCI-Chef Chris Hohn argumentiert haben. TCI hält rund 3 % des Airbus-Kapitals, der französische und der deutsche Staat je knapp 11% und Spanien 4 %.

Mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates des Luft- und Raumfahrtkonzerns hätten den von Atos geforderten Preis und die vorgeschlagene Minderheitsbeteiligung als unvernünftig kritisiert, berichtet der französische Nachrichtensender BFM Business unter Berufung auf namentlich nicht genannte Manager des Unternehmens. Airbus hätte sogar überlegt, Evidian zusammen mit einem Partner komplett zu übernehmen und dann weiter aufzuspalten. Man verhandele weiter mit Atos über andere Optionen und arbeite weiter an der langfristigen strategischen Partnerschaft mit Evidian, erklärte Airbus.