Siemens Gamesa

Anleger begrüßen Übernahme­plan

Die Aktienkurse steigen nach Ankündigung von Siemens Energy, den Komplettkauf von Gamesa zu erwägen. Der Vorstand folgt mit dem Plan den Forderungen institutioneller Investoren.

Anleger begrüßen Übernahme­plan

mic München

Die Börse goutiert die Erwägung von Siemens Energy, die Tochter Gamesa komplett zu übernehmen. Nachdem entsprechende Überlegungen durchgesickert waren (vgl. Seite 1), reagierten die Anleger mit Kursanstiegen auf eine Ad-hoc-Mitteilung des Energy-Vorstands. Dieser bestätigte am Mittwochvormittag die Überlegung, Siemens Gamesa komplett von der Börse zu nehmen. Der Aktienkurs von Siemens Energy stieg um 1,3%, die Gamesa-Aktie legte 12,6% zu.

Siemens Gamesa ist nach mehreren Gewinnwarnungen in Turbulenzen geraten, zuletzt wurde erneut der Vorstandsvorsitzende aus­getauscht. Die Marktkapitalisierung rutschte bis vor Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung auf knapp 10 Mrd. Euro ab (siehe Grafik). Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres (30. September) sank der Umsatz um 13,5% auf 4,0Mrd. Euro. Hohe Sonderkosten führten zu einem Verlust von 780Mill. Euro.

Kaeser mit Vorankündigung

Siemens-Energy-Aufsichtsratsvorsitzender Joe Kaeser hatte bereits auf der Online-Hauptversammlung im Februar durchblicken lassen, dass eine Komplettübernahme von Siemens Energy unumgänglich ist. „Die Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien soll langfristig eine führende Rolle bei Siemens Energy übernehmen“, erklärte er den Aktio­nären.

Damit lief Kaeser bei den Vertretern institutioneller Investoren offene Türen ein. „Wenn Siemens Energy es wirklich ernst meint, wird an einer Vollübernahme von Siemens Gamesa kein Weg vorbeiführen“, hatte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, erklärt. Durch eine Vollintegration könne Siemens Energy einfacher durchregieren, Strukturen aufbrechen und Entscheidungswege verschlanken. „Sehen Sie den niedrigen Aktienkurs als Chance an, günstig Ihren Einfluss auszubauen, um dann Wert zu schaffen“, so sein Appell an das Management.

Ins gleiche Horn geblasen hatte in der Hauptversammlung Vera Diehl, Portfoliomanagerin bei Union Investment: „Siemens Energy muss Siemens Gamesa endlich komplett übernehmen und integrieren.“ Damit sichere man sich den dringend nötigen vollen Durchgriff und könne gleichzeitig den Umsatzanteil der erneuerbaren Energien steigern, also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Frage der Fondsgesellschaft DWS mit Blick auf Gamesa: „Wann werden Sie die vielfach geforderte vollständige Integration dieses Geschäftsbereichs vornehmen?“

Siemens Energy legt Wert darauf, dass es keine Gewissheit gebe, dass es zu einer Transaktion komme. Vorstandschef Christian Bruch hat mehrfach erklärt, dass der Turnaround längere Zeit in Anspruch nehmen werde. In München ist man sich bewusst, dass eine Übernahme die Probleme von Siemens Gamesa nicht unmittelbar aus der Welt schafft.

Deka-Vertreter Speich zufolge sind hohe Kosten, Verzögerungen und schlechtes Produktmanagement bei Gamesa an der Tagesordnung. Das Unternehmen brauche wettbewerbsfähige Onshore-Produkte, außerdem müssten die Prozesse in der Fertigung und Projektabwicklung verbessert werden. Seiner Ansicht nach hat das Unternehmen zudem ein Kulturproblem: „Gamesa kommt aus einer Welt der hohen Flexibilität und Kostenkontrolle, Siemens hingegen setzt auf Qualitätsaspekte und Strukturen.“

Union-Investment-Portfoliomanagerin Diehl wünscht sich einen detaillierten Restrukturierungsplan mit Meilensteinen. Siemens Gamesa müsse die Projektrisiken beim On­shore-Wind in den Griff bekommen, damit die Gewinnwarnungen endlich aufhörten und die Talfahrt beim Aktienkurs von Siemens Energy gestoppt werde. Das Energy-Portfolio mit Anlagen zur konventionellen Energieerzeugung erwirtschaftet nach Ansicht von Speich zwar derzeit sehr gute Erträge, sei aber in der Gesamtheit nicht zukunftsfähig.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.