Multimetallanbieter

Aurubis-Aktionäre kritisieren Aufarbeitung von Metallbetrugsfällen

Die bisherige Aufarbeitung der gravierenden Metallbetrugsfälle bei Aurubis stößt bei Aktionären und Anlegerschützern auf viel Kritik. Ein Vorwurf lautet: mangelnde Transparenz.

Aurubis-Aktionäre kritisieren Aufarbeitung von Metallbetrugsfällen

Aurubis-Aktionäre kritisieren Aufarbeitung von Metallbetrugsfällen

Ruf nach Neubesetzung auch im Aufsichtsrat - Fehlende Transparenz bei Untersuchungserkenntnissen bemängelt

ste Hamburg

Aktionärsvertreter, Anlegerschützer sowie Kleinaktionäre haben im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung von Aurubis am Donnerstag die Aufarbeitung des Hamburger Multimetallanbieters mit den im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 bekannt gewordenen gravierenden Metalldiebstahls- und -betrugsfällen zum Teil scharf kritisiert. Es sei zwar "folgerichtig", personelle Konsequenzen aus dem durch kriminelle Aktivitäten entstandenen und lange unentdeckten dreistelligen Millionenschäden zu ziehen und die Vorstandsverträge von Vorstandschef Roland Harings zum Ende des laufenden Geschäftsjahres am 30. September, von Finanzvorstand Rainer Verhoeven zum 30. Juni sowie von Produktionsvorstand Heiko Arnold zum 29. Februar vorzeitig zu beenden, sagte Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS. Allerdings sei auch im Aufsichtsrat insbesondere vor dem Hintergrund der Geschehnisse des vergangenen Jahres eine zeitnahe Neubesetzung notwendig.

Schmidt konzedierte, dass neben der Entlastung des Vorstands auch die Entlastung des Aufsichtsrats aufgrund der laufenden Untersuchungen vertagt wurde - die Entlastung soll auf der kommenden ordentlichen Hauptversammlung nachgeholt werden, wie Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt ankündigte. Jedoch wiederholte der DWS-Vertreter eine schon früher geäußerte Kritik, dass der Aufsichtsrat in seiner aktuellen Zusammensetzung nicht internationale Best-Practice-Vorgaben einer guten Corporate Governance erfülle. Aufgrund seiner langen Amtszeit könne Aufsichtsratschef Vahrenholt nicht als unabhängig gelten. Schmidt bemängelte ferner eine zu große Anzahl wahrgenommener Mandate bei mehreren Aufsichtsratsmitgliedern. Nach dem "Desaster" für Aurubis könne es nur mit einer kompletten Erneuerung von Vorstand und Aufsichtsrat vorangehen.

Weiteres Gutachten gefordert

Wie Schmidt bemängelten auch Aktionärsschützer wie Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fehlende Transparenz bei Erkenntnissen aus Untersuchungen, etwa der vom Aufsichtsrat beauftragten Kanzlei Hengeler Mueller zur Verantwortung des Vorstands. Kritisiert wurde die Ankündigung, dass der Aufsichtsrat auf Basis des Rechtsgutachtens keine Ersatzansprüche gegen die ausscheidenden Vorstandsmitglieder geltend machen wolle. In diesem Zusammenhang mahnten Aktionärsvertreter die Einholung eines weiteren Gutachtens an. Markus Neumann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bezeichnete die Auflösung der Verträge von drei der vier Vorstandsmitglieder als "etwas krass", da keine Pflichtverletzungen festgestellt worden seien und keine Ersatzansprüche geltend gemacht würden. Die Maßnahme sorge für Diskontinuität im Vorstand in einer Phase, in der viel investiert werde.

Der seit Mitte 2019 amtierende Vorstandschef Harings sagte, mit der Beendigung seines 2021 bis Juni 2027 verlängerten Vertrags stelle er sich seiner "Gesamtverantwortung für Aurubis". Er unterstrich das Ziel, dass sich Werksunfälle mit Todesopfern wie im vergangenen Jahr nicht wiederholen dürften und die Sicherheitsvorkehrungen mit Blick auf kriminelle Aktivitäten gestärkt würden. Zugleich betonte Harings die robuste Verfassung von Aurubis. Ohne die Betrugsfälle, so fügte er hinzu, wäre das Ergebnis im vergangenen Jahr mit rund 500 Mill. Euro bereinigtem Vorsteuergewinn ein exzellentes geworden. "Es stimmt optimistisch, mit welcher Ertragskraft und Stärke in Zukunft zu rechnen ist." Die strategischen Projekte im In- und Ausland werde man weiter wie geplant umsetzen. Die Hauptversammlung, deren virtuelles Format von einigen Aktionären kritisiert wurde, dauerte fast zehn Stunden.

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