Studie

Autobauer können mehr verlangen

Einer Studie von Euler Hermes zufolge, haben die deutschen Autobauer bei der Preissetzung Luft nach oben. Angesichts der aktuellen Marktlage und der Chipknappheit könnten sie die Preise wohl um 3 bis 6 Prozent anheben.

Autobauer können mehr verlangen

kro Frankfurt

− In der europäischen Autobranche könnten die Preise wegen der sich verschärfenden Materialknappheit laut einer Studie künftig kräftig anziehen. Gerade der Chipmangel führe bei gleichzeitig steigender Nachfrage zu einer zunehmenden Preissetzungsmacht der Hersteller, die dadurch die einmalige Gelegenheit hätten, ihre Preise nach fast 20 Jahren anzuheben und ihre Margen deutlich zu verbessern, resümieren die Branchenexperten des Kreditversicherers Euler Hermes in einer Analyse zu den Folgen der momentanen Engpasssituation in der Autoindustrie.

„Die europäischen und deutschen Autobauer sitzen durch die Chipknappheit aktuell am längeren Hebel“, sagt Ron van het Hof, Deutschlandchef bei Euler Hermes. 3 bis 6% Preissteigerung seien deshalb europaweit aktuell drin, in Deutschland sogar zwischen 4 und über 10% – zumindest bis sich der Ausnahmezustand bei den Halbleitern wieder normalisiert. Gerade in Deutschland, aber auch in Schweden dürfte sich die Situation laut den Berechnungen der Analysten aber noch besonders lang hinziehen. Fast vier Quartale lang dürften die Knappheiten in den beiden Ländern demnach bestehen bleiben, während im Rest Europas eine Normalisierung nach durchschnittlich dreieinhalb Quartalen erwartet wird. Die Unternehmen selbst würden derzeit vor allem das dritte Quartal als Beginn der Normalisierung angeben − für die Autoren ist das aber nur das „Best Case“-Szenario.

Branche erholt sich

Mit den aufgehobenen Corona-Beschränkungen, den angestauten Ersparnissen der privaten Haushalte sowie deren Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln habe die Branche bereits von einer gestiegenen Nachfrage profitiert. Auch sorgen die gesetzlichen Bestimmungen der einzelnen Länder zur Elektromobilität zunehmend dafür, dass sich Privatpersonen und Unternehmen abgasfreie Autos zulegen. So stiegen die Neuzulassungen in Europa im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um ein gutes Viertel auf fast 5,4 Millionen Pkw. Besonders stark ging es in Frankreich aufwärts, mit einem Zuwachs bei den Neuzulassungen von über 50 %. In Spanien wurden gut 34 % mehr Autos zugelassen und in Deutschland knapp 29 %.

Das Vorkrisenniveau ist damit zwar noch nicht erreicht. Dennoch spricht van het Hof von einem „Hoffnungsschimmer für die baldige Rückkehr in eine neue Normalität“, was auch für die Zulieferer ein wichtiges Signal sei. „Die Branche muss jetzt allerdings auch dringend über den Tellerrand hinausschauen und wichtige Weichen stellen, um beim Thema Nachhaltigkeit und alternative Antriebstechniken nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten.“ Mit höheren Preisen und Margen sei das nicht die schlechteste Ausgangssituation.