Bauindustrie

Bau­genehmi­gungen brechen ein

Die Krise im deutschen Wohnungsbau droht sich zu verschärfen. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen brach zu Jahresbeginn wegen gestiegener Zins- und Materialkosten so stark ein wie seit fast 16 Jahren nicht mehr.

Bau­genehmi­gungen brechen ein

Reuters Berlin

Die Krise im deutschen Wohnungsbau droht sich erheblich zu verschärfen. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen brach zu Jahresbeginn wegen gestiegener Zins- und Materialkosten so stark ein wie seit fast 16 Jahren nicht. Im Januar wurden nur noch 21900 Wohnungen genehmigt, 26% oder 7700 weniger als ein Jahr zuvor, teilt das Statistische Bundesamt mit. Das war bereits der neunte Rückgang in Folge und der größte Rückgang seit April 2007. In den Zahlen sind sowohl die Zusagen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

„Die anhaltend negativen Rahmenbedingungen zeigen ihre drastischen Auswirkungen“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die Entwicklung. Die Bundesregierung müsse dringend mit einer deutlich aufgestockten Neubauförderung dagegenhalten. „Ansonsten wird nicht nur der Wohnungsneubau sowohl 2023 als auch 2024 einen deutlichen Einbruch erleben“, sagt Müller.

2022 um 7 Prozent bergab

Trotz akuten Wohnungsmangels in Deutschland waren die Baugenehmigungen bereits im vergangenen Jahr gesunken, und zwar um 6,9% auf 354400. Das ist der niedrigste Wert seit 2018, da sich besonders private Bauherren zurückhielten.

Die Zahl der Bauzusagen für Einfamilienhäuser brach zu Jahresbeginn um 25,5% auf 4900 ein, die für Zweifamilienhäuser sogar um 48,4% auf 1300. „Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich“, so die Statistiker. Hier gab es ein Minus von 28,6% auf 11500.

In diesem Jahr dürften nach Branchenschätzungen­ bestenfalls 250000 Wohnungen fertiggestellt werden. Bundesbauministerin Klara Geywitz hatte im Januar eingeräumt, dass das Neubauziel der Ampel-Koalition von 400000 Wohnungen jährlich auch 2023 verfehlt werde. „Von einem kompletten Baustopp kann keine Rede sein“, sagte Geywitz kürzlich beschwichtigend. Der Überhang von genehmigten, aber nicht gebauten Wohnungen steige voraussichtlich weiter. 2022 seien mehr neue Wohnungen genehmigt als 2021 fertiggestellt worden.

Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen spricht von einer „Katastrophe mit Ansage“. Der dramatische Genehmigungsrückgang müsse zu einem echten Umdenken und Umlenken in der Wohnungsbaupolitik führen.

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