Baustoffhersteller

Bei Heidelberg Cement wächst die Zuversicht

Die hohe Nachfrage im Wohnungsbau und durch Infrastrukturprojekte beschert Heidelberg Cement steigende Gewinne. Der Baustoffhersteller hebt den Ausblick für das laufende Jahr an.

Bei Heidelberg Cement wächst die Zuversicht

hek Frankfurt – Nach einem Ge­winnsprung im ersten Halbjahr erhöht der Baustoffhersteller Heidelberg Cement seine Prognose für 2021. Statt einer leichten Ergebniszunahme stellt der Konzern nun einen „starken Anstieg“ in Aussicht. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital dürfte nach den Vorstandserwartungen „klar über 8%“ hinausgehen. CEO Dominik von Achten spricht von einem „hervorragenden Ergebnis“ in den ersten sechs Monaten. Die neue Strategie greife.

Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz, bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungsveränderungen, um 18% auf 4,98 Mrd. Euro. Das Geschäftsergebnis vor Abschreibungen kam um 22% auf 1,18 Mrd. Euro voran. Nach Abschreibungen legte das Ergebnis des laufenden Ge­schäftsbetriebs um 36% auf 862 Mill. Euro zu. Die kräftigen Zuwächse sind aber zu relativieren, weil das Vergleichsquartal des Vorjahres durch die Corona-Pandemie belastet war. Die Börse reagierte am Donnerstag zunächst enttäuscht. Im frühen Handel sackte die Aktie um mehr als 3% ab, erholte sich aber.

Das vergangene Quartal sei nicht der erhoffte Volltreffer gewesen, konstatiert die Investmentbank Jefferies. Der operative Gewinn habe die sehr optimistische Konsensschätzung der Analysten verfehlt. Die britische Bank Barclays meint, dass das Verhältnis der erzielten Preise zu den aufzuwendenden Kosten bereits wieder negativ werde. Das US-Institut J.P. Morgan sieht kaum Spielraum für höhere Ertragsschätzungen, nicht zuletzt weil die Kosten voraussichtlich stiegen.

„Das Marktumfeld im Bausektor ist und bleibt gut“, betont von Achten. Die Nachfrage im privaten Wohnungsbau und im Bereich Infrastruktur sei anhaltend gut. Zwar seien die Rohmaterial-, Energie- und Transportkosten in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, doch wirkten sich die diversen Konjunkturprogramme weiter positiv auf Bautätigkeit und Absatz aus.

Konkrete Angaben zum erwarteten Gewinnanstieg vermeidet von Achten und verweist auf diverse Verwerfungen im Vorjahresvergleich. Der Vorstandschef versichert aber: „Wir trauen uns mehr zu als zu Beginn des Jahres.“ Er bestätigt die Einschätzung, dass man die bisherige Ergebnisentwicklung nicht auf das Gesamtjahr fortschreiben sollte. Denn in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres seien die Heidelberger gut unterwegs gewesen, so dass die Messlatte nun relativ hoch liegt. Die Risiken bei den Energiekosten seien aufgrund von Absicherungsgeschäften überschaubar, sagt Finanzvorstand Lorenz Näger, der Ende August in den Ruhestand geht.

Die Nettoverschuldung haben die Heidelberger binnen Jahresfrist um 1,5 Mrd. Euro auf 7,5 Mrd. Euro reduziert. Ende Juni lag der Verschuldungsgrad, gemessen am Ge­schäftsergebnis vor Abschreibungen, bei 1,9. Bis Jahresende werde die Relation an den unteren Rand des Zielkorridors von 1,5 bis 2,0 sinken, erwartet der CFO. Der freie Cash-flow habe in den zurückliegenden zwölf Monaten das „rekordhohe“ Niveau von 2,3 Mrd. Euro erreicht. 56% des operativen Gewinns vor Abschreibungen seien in Cash-Zufluss umgesetzt worden – laut Näger ein „sehr hoher Wert“. Vor diesem Hintergrund legt Heidelberg Cement erstmals ein Aktienrückkaufprogramm auf im Volumen von bis zu 1 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 29. Juli).

Unter dem Strich steht nach sechs Monaten ein Gewinn 825 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor hatten hohe Abschreibungen dem Konkurrenten von LafargeHolcim einen Verlust von 3,1 Mrd. Euro eingebrockt. Die strukturelle Profitabilität habe sich deutlich verbessert, betont von Achten. Denn in den vergangenen sechs Quartalen sei die rollierende operative Marge trotz des Nachfragedrucks um 3 Prozentpunkte gestiegen. Im Nordamerikageschäft fahre der Zug in die richtige Richtung, wenngleich einzelne Werke noch unter den Erwartungen lägen.

Heidelberg Cement
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20212020
Zementabsatz (Mill. t)61,856,3
Umsatz8 9388 254
Geschäftsergebnis vor Abschreibungen1 7201404
 in % des Umsatzes19,217,0
Geschäftsergebnis1 084710
Nettogewinn825– 3 095
 bereinigt *608356
Operativer Cash-flow146113
Nettofinanzschulden7 4548 994
*) Anteil der GruppeBörsen-Zeitung