Pharmaindustrie

Boehringer dreht Investitionshahn auf

Der rheinhessische Pharmakonzern Boehringer Ingelheim will in den nächsten Jahren kräftig in die Forschung und ins Produktionsnetzwerk investieren. Dafür nimmt das Familienunternehmen im laufenden Jahr zunächst einen leichten Rückgang des operativen Ergebnisses in Kauf. Der Umsatz soll aber weiter steigen.

Boehringer dreht Investitionshahn auf

kro Frankfurt

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim will nach einem unerwartet kräftigen Umsatzanstieg im vergangenen Jahr mittelfristig noch mehr Geld für Forschung und Entwicklung in die Hand nehmen. „In den nächsten fünf Jahren planen wir, über unsere F&E-Pipeline mehr als 25 Mrd. Euro in den medizinischen Fortschritt zu investieren“, sagte Konzernchef Hubertus von Baumbach bei der Vorstellung der Jahresbilanz vor Journalisten. Die Pipeline umfasse derzeit mehr als 100 Projekte in allen Stadien der klinischen und präklinischen Entwicklung. Mit Blick auf den Fortschritt jener Projekte, die sich in einem späteren Stadium befinden, seien bis 2025 bis zu 15 neue Produkteinführungen möglich. Als vielversprechendes Beispiel nannte von Baumbach einen Wirkstoff zur Behandlung von bösartigen Tumoren im Weichgewebe − ein Bereich mit hohem ungedeckten Bedarf. Der Wirkstoff befinde sich bereits in der zulassungsrelevanten klinischen Phase-II-Studie und könnte innerhalb der nächsten drei Jahre auf den Markt kommen.

Neben den Forschungsausgaben seien auch Investitionen in neuartige Fertigungstechnologien sowie in das Produktionsnetzwerk von weit über 7 Mrd. Euro vorgesehen, hieß es weiter. So soll der Bereich der viralen Therapeutika nach dem Erwerb des Biotechunternehmens Labor Dr. Merck Ende 2020 weiter ausgebaut werden.

F&E-Pläne schmälern Ergebnis

Das Betriebsergebnis wird infolge der geplanten Aufwendungen im laufenden Jahr trotz erhoffter leichter Erlössteigerungen etwas unterhalb des Wertes von 2021 erwartet. Einen solchen Rückgang hatte das Management aus dem gleichen Grund zwar schon für das vergangene Jahr nicht ausgeschlossen. Stattdessen kam es aber − trotz rekordhoher F&E-Investitionen von gut 4 Mrd. Euro − zu einem leichten Plus um 0,1 Mrd. auf 4,7 Mrd. Euro. Unter dem Strich verdiente Boehringer mit 3,4 Mrd. Euro deutlich mehr als im Vorjahr (3,1 Mrd. Euro). Die Marge ging wegen der Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten, der erhöhten Mitarbeiterzahl und der sonstigen Investitionen wiederum leicht von 23,6 % auf 22,8 % zurück.

Der größte Kassenschlager des Konzerns, das Diabetesmittel Jardiance, brachte 2021 im Geschäft mit Humanpharmazeutika einen um ein gutes Viertel erhöhten Umsatz von fast 4 Mrd. Euro ein. Das Mittel ist mittlerweile auch für die Behandlung von chronischer Herzinsuffizienz zugelassen. Den zweitgrößten Umsatz steuerte erneut das Lungenmedikament Ofev bei, mit 2,5 Mrd. Euro. Die USA sind in dem Geschäft nach wie vor der wichtigste Markt.

Im zweitgrößten Segment, das bei Boehringer Impfstoffe, Therapeutika und Pflegeangebote für Haus- und Nutztiere umfasst, erwies sich die Corona-Pandemie als Fluch und Segen zugleich. Zum einen wurde das Geschäft dadurch angekurbelt, dass sich in der Pandemie mehr Menschen ein neues Haustier zugelegt haben. Somit ging unter anderem der Umsatz mit Nexgard, einem Antiparasitikum für Hunde, um fast 17 % nach oben. Gleichzeitig verzeichnete das Unternehmen im Nutztiergeschäft nur mäßiges Wachstum, was nicht nur an Covid-19, sondern auch an weiteren Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest in Teilen Chinas und Europas lag.

Boehringer Ingelheim
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz20 61819 566
 Amerika (%)4445
 Europa (%)3230
 Asien/Austr./Afrika (%)2425
Forschung u. Entwicklung4 1273 696
Betriebsergebnis4 7054 624
Konzerngewinn3 4063 062
Operativer Cashflow3 8463 963
Durchschnittliche Mitarbeiterzahl52 39151 944
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