Liberty Steel

Britische Regierung lässt Gupta abblitzen

Der britische Stahlbaron Sanjeev Gupta wird vom Staat nicht gerettet. Wenn man eingreife, dann um Arbeitsplätze zu erhalten, nicht das Unternehmen, hieß es aus Whitehall.

Britische Regierung lässt Gupta abblitzen

hip London

Die britische Regierung hat es abgelehnt, dem klammen Stahlbaron Sanjeev Gupta mit 170 Mill. Pfund auszuhelfen. Medienberichten zufolge bereitet man sich in Whitehall stattdessen darauf vor, den Betrieb der britischen Werke aufrechtzuerhalten, sollte Liberty Steelzahlungsunfähig werden. Man wolle Arbeitsplätze erhalten, nicht das Unternehmen. Bedenken habe es vor allem aufgrund der undurchsichtigen Firmenstruktur der Mutter GFG Alliance (Gupta Family Group) gegeben. Man habe nicht sicherstellen können, dass Hilfsgelder der britischen Steuerzahler nicht in andere Länder abfließen. Durch den Zusammenbruch von Greensill Capital verlor Gupta seine wichtigste Finanzierungsquelle.

Liberty Steel ist der drittgrößte britische Stahlproduzent. Gupta hatte nicht nur Tata und Essar Assets abgenommen, sondern auch Arcelor, Rio Tinto und Caparo. Nun sind 5000 Arbeitsplätze an zwölf britischen Standorten in Gefahr. Weltweit beschäftigt die GFG Alliance 35000 Mitarbeiter. Lucy Powell, die bei der oppositionellen Labour Party für Wirtschaftsthemen verantwortlich zeichnet, forderte einen „Plan B“ der Regierung, um den Erhalt der Stahlwerke sicherzustellen. Der Staat musste vor zwei Jahren bereits bei British Steel einspringen, nachdem Gespräche zwischen der Regierung und Greybull Capital über eine Rettung der Nummer 2 der Branche gescheitert waren. Der Finanzinvestor hatte die Sparte Long Products Europe von der indischen Tata zum symbolischen Preis von 1 Pfund erworben und den Namen British Steel wiederauferstehen lassen. Bis mit der vor gut 30 Jahren vom KP-Funktionär Li Ganpo in der chinesischen Provinz Hebei aus dem Boden gestampften Jingye Group ein Abnehmer gefunden war, trug der Steuerzahler die Betriebskosten.

Gupta galt als Geschäftemacher und kaufte bevorzugt in strukturschwachen Regionen wie den schottischen Highlands oder Südwales ein, in denen Politiker gerne bereit waren, großzügig Staatshilfen zu gewähren, um Jobs zu erhalten. Er pflegte enge Beziehungen zur schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon und ihrem ehemaligen walisischen Amtskollegen Carwyn Jones, der in den Beirat der GFG Alliance (Gupta Family Group) einzog. Einerseits wurde der Cambridge-Absolvent vielerorts als Retter von Arbeitsplätzen gefeiert, die sonst verloren gegangen wären, andererseits gab es schon früh Kritik an den intransparenten Finanzen. Mit dem australischen Fintech-Wunderkind Lex Greensill weitete er die Möglichkeiten in der Lieferkettenfinanzierung (Supply Chain Finance) radikal aus. Nun ist er vom Wohlwollen der Gläubiger Greensills abhängig.