Chemie stellt Desinfektionsmittel bereit

Aktion mit Krankenhausapotheken - Luxusgüterkonzerne wollen zur Corona-Bekämpfung beitragen

Chemie stellt Desinfektionsmittel bereit

hek/wü Frankfurt/Paris – In einer gemeinsamen Aktion mit dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker wollen Chemiekonzerne die Notfallversorgung der deutschen Krankenhäuser mit Desinfektionsmitteln sichern. Dafür würden Mitgliedsunternehmen im ersten Schritt 700 Tonnen Ethanol, 35 000 Liter Wasserstoffperoxid und mehr als 12 000 Liter Glyzerin bereitstellen, teilt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Die Chemikalien würden an Krankenhausapotheken geliefert. Diese übernähmen die Endkonfektionierung der Desinfektionsmittel. Die Aktion, die den Engpass an Desinfektionsmitteln entschärfen soll, werde zur Wochenmitte umgesetzt. In einer zweiten und dritten Welle würden in den nächsten Wochen und Monaten weitere erhebliche Mengen benötigt, so der VCI.Die französischen Luxusgüterkonzerne LVMH und L’Oréal stellen inzwischen kostenlos Handdesinfektionsgel für das französische Gesundheitswesen in Werken her, in denen sonst Parfüm oder Kosmetik produziert werden. Der Spirituosenkonzern Pernod Ricard wiederum stellt Alkohol für die Produktion von Handdesinfektionsgel zur Verfügung. Kering kündigte am Wochenende an, die französischen Werkstätten von Yves Saint Laurent und Balenciaga würden Schutzmasken nähen, sobald die zuständigen Behörden Produktionsverfahren und Materialien abgesegnet hätten. Die zum Kosmetikhersteller Yves Rocher gehörige Kindermodemarke Petit Bateau will zusammen mit anderen Textilproduzenten aus dem östlich von Paris gelegenen Département Aube ebenfalls Masken nähen.LVMH, Kering, aber auch zahlreiche andere Konzerne wie PSA, Renault, Valéo, Bouygues, CMA-CGM und Saint-Gobain kündigten in den vergangenen Tagen an, Masken für das Gesundheitspersonal zu spenden. Wie in vielen anderen Ländern gibt es auch in Frankreich bei Weitem nicht genügend Masken für Ärzte, Rettungsdienste, Mitarbeiter von Krankenhäusern, Altersheimen und Apotheken. Denn das Land hatte 2011 beschlossen, seine Lagerbestände nicht zu erneuern, nachdem die H1N1-Epidemie weit weniger schlimm ausfiel, als viele zunächst befürchtet hatten. Der damaligen Gesundheitsministerin Roselyn Bachelot war deshalb vorgeworfen worden, sie habe Steuergeld für Masken und Impfstoffe verschwendet. Daraufhin beschloss Frankreich, die Bestände auf den Weltmärkten seien ausreichend, um sich bei einer neuen Epidemie entsprechend einzudecken. Eine Fehlkalkulation, wie sich jetzt herausstellt. Medizintechnik von VWDerweil intensivieren Autobauer ihre Überlegungen, sich an der Fertigung von dringend benötigten medizinischen Geräten zu beteiligen. Volkswagen will Hersteller von Medizintechnik wie Beatmungsgeräten in der Coronakrise mit dem Bau und der Zulieferung eigener Teile unterstützen. Es gehe um Komponenten, die sich mit 3-D-Druckern aus der Kunststoffteile- oder Prototypenfertigung herstellen ließen, erläutert ein Sprecher. Der Autobauer Fiat Chrysler will Atemschutzmasken herstellen. Konzernchef Mike Manley habe angekündigt, eines der Werke in Asien auf die Produktion von Gesichtsmasken für Beschäftigte im Gesundheitswesen umzustellen, zitierte ein Gewerkschaftsvertreter aus einem Schreiben des Vorstands an die Belegschaft. In einigen Wochen solle das Ziel von 1 Million produzierten Masken pro Monat erreicht werden.Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ruft Automobilwirtschaft und Maschinenbauer im Südwesten auf, bei der Versorgung mit medizinischen Produkten mitzuhelfen.Der US-Mischkonzern 3M will die Produktion hochwertiger Atemschutzmasken vom Typ N95 binnen eines Jahres auf 2 Milliarden verdoppeln. Seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie sei die Fertigung bereits auf 1,1 Milliarden Masken pro Jahr ausgeweitet worden, erklärte CEO Mike Roman. Zudem würden in Zusammenarbeit mit der Regierung Kooperationen geprüft, die Produktion mit Hilfe anderer Firmen weiter anzukurbeln. Mehr als 500 000 Atemschutzmasken seien jetzt auf dem Weg in die am schwersten betroffenen Gebiete in den USA, in die Bundesstaaten New York und Washington, erklärte er.