Computer-Zubehör

Cherry gibt Produktsegment auf

Der börsennotierte Tastaturhersteller Cherry gibt eines seiner Produktsegmente auf. Das macht sich im Umsatz bemerkbar. An der Börse gaben die Titel deutlich nach.

Cherry gibt Produktsegment auf

kro Frankfurt

Der Münchener Hersteller von Computer-Tastaturen und Gaming-Zubehör Cherry steigt aus der Produktion mittelpreisiger mechanischer Keyboard-Schalter fürs Gaming aus. Nachdem das Unternehmen, das im Sommer 2021 an die Börse gegangen war, eine Lieferbeziehung für ein entsprechendes Produkt beendet hat, habe der Vorstand beschlossen, die Geschäftsaktivitäten in dem Bereich mit sofortiger Wirkung einzustellen, teilte das Unternehmen am Montag mit.

„Dieses Produktsegment hat aus kaufmännischer, wirtschaftlicher sowie strategisch-konzeptioneller Sicht kein ausreichendes Vertriebspotenzial und damit keine Aussicht auf kontinuierliche Umsätze in erforderlichem Umfang“, hieß es weiter. Fortan will sich Cherry also nur noch auf Tastaturschalter im margenstarken Premium-Preissegment konzen­trieren.

Durch die beendete Lieferbeziehung fällt der Umsatz für das Geschäftsjahr 2022 nach vorläufigen Berechnungen nun kleiner aus als Anfang Februar in Aussicht gestellt. Statt auf 133,7 Mill. Euro werden sich die Erlöse nun auf 132,5 Mill. Euro belaufen. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 entspricht das einem Rückgang von gut einem Fünftel. Die bereinigte Ebitda-Marge liegt zudem laut Cherry im Jahr 2022 vorläufig bei 11,5 % und nicht wie zuvor errechnet bei 12,6 %. Im Geschäftsjahr 2021 kam Cherry auf eine Marge von 29 %.

Außerdem fallen nun Wertberichtigungen auf Nutzungsrechte, Sachanlagen sowie Vorräte in Höhe von rund 3,5 Mill. Euro an. Für das Jahr 2022 ergibt sich ein Wertberichtigungsbedarf auf den Firmenwert in Höhe von 30 Mill. Euro.

An der Börse gab der Aktienkurs zeitweise um mehr als 6 % nach. Im vergangenen Jahr rutschten die Titel insgesamt um fast 70 % ab. Dem Unternehmen hatten 2022 nicht nur die Inflation und teilweise Lieferkettenunterbrechungen durch die chinesische Null-Covid-Politik, sondern auch eine verringerte Nachfrage nach Unterhaltungselektronik in Europa, den USA und China zu schaffen gemacht. Das wirkte sich vor allem auf das Geschäftsfeld Gaming aus, dessen Umsatz in den ersten drei Monaten um fast 45 % zurückging. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach in dem Bereich um 84 % ein. Am Standort Auerbach sollten bis zum Jahresende deshalb rund 50 Stellen abgebaut werden.

Von den konjunkturellen Verwerfungen waren auch andere Hersteller von Gaming-Equipment betroffen. So brach der Umsatz von Corsair aus den USA im vergangenen Jahr um fast 28 % ein. Bei der Schweizer Logitech belief sich der Rückgang nach neun Monaten auf fast 16 %.

Mit Blick auf die bisherigen Pro­gnosen der Wettbewerber rechnen die Analysten vom Researchhaus Montega dennoch im laufenden Jahr mit einer Rückkehr der Branche zum Wachstum. Im margenstarken Gaming-Segment von Cherry rechneten die Experten zuletzt für 2023 mit einem Umsatzplus von gut 20 %, allerdings war in dieser Schätzung noch das Geschäft mit mittelpreisigen Produkten enthalten. Gleichzeitig gehen die Analysten davon aus, dass das Geschäft mit Geräten für den Einsatz in Büro- und Industrieanwendungen sowie im Gesundheitswesen erneut einen hohen Anteil am Konzernumsatz haben wird. Die jüngst abgeschlossene Übernahme des schwedischen E-Sports-Spezialisten Xtrfy halten die Analysten zudem für sinnvoll. Insgesamt raten die fünf auf Bloomberg gelisteten Analysten, die die Cherry-Aktie derzeit bewerten, zum Kauf des Papiers. Den Geschäftsbericht für 2022 will Cherry am 30. März vorlegen.