Kapitalbeschaffung

China setzt auf Züricher Börse

Rund ein Dutzend chinesischer Unternehmen ist auf dem Sprung zu einem Zweitlisting an der Züricher Börse Six Swiss Exchange. Damit wollen sie eine zusätzliche Kapitalquelle in Europa erschließen.

China setzt auf Züricher Börse

nh Schanghai

Rund ein Dutzend chinesischer Unternehmen ist auf dem Sprung, sich mit der Ausgabe von Global Depositary Receipts (GDR) ein Zweitlisting an der Züricher Börse Six Swiss Exchange zu besorgen. Damit wollen sie eine zusätzliche Kapitalquelle in Europa erschließen. Am Freitag hat der Baumaterialienhersteller Keda Industrial Group den Anfang bei der Vermarktung von GDRs gemacht und hofft auf eine Kapitalaufnahme von bis zu 175 Mill. Dollar. In der neuen Woche sollen weitere Kandidaten, darunter die Batteriehersteller Gotion High-Tech und Ningbo Shanshan, mit ihren GDRs auf Investorenfang gehen.

Das im vergangenen Jahr vereinbarte Arrangement ist eine Art Gegenstück zu dem im Jahr 2019 aufgezogenen Shanghai-London Stock Connect. Damals hatten die chinesische und die britische Regierung in noch politisch spannungsfreieren Zeiten einen Brückenschlag zwischen den Aktienmärkten aus der Taufe gehoben. Er sollte aus Pekinger Sicht eine Alternative zum immer stärker kompromittierten Auftritt chinesischer Unternehmen an der Wall Street schaffen und aus Londoner Sicht die Perspektiven des Finanzplatzes nach dem EU-Austritt über eine China-Anbindung aufhellen. Allerdings ist die Initiative nach dem ersten GDR-Emissionsschub einer Handvoll chinesischer Unternehmen rasch im Sande verlaufen und findet keine Nachahmer mehr.

Marktexperten sind denn auch skeptisch, dass die GDR-Offensive in Zürich über den Symboleffekt hinaus zu einem signifikanten Faktor für eine chinesische Kapitalmarktpräsenz in Europa wird, zumal allem Anschein nach Chinesen unter sich bleiben. So wird die Keda-Emission ausschließlich von China International Capital begleitet und findet als Schlüsselinvestor ein staatliches chinesischen Investmentvehikel. Bei Ningbo Shanshan, die bis zu 1 Mrd. Dollar Kapitalaufnahme anvisiert, haben westliche Investmentbankbegleiter wie zuletzt Barclays und zuvor Credit Suisse wegen Ungereimtheiten bei den Prospektinformationen Reißaus genommen.

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