Zweitlisting

China Telecom zapft Heimatbörse an

Nach dem Rauswurf in New York will sich der chinesische Telekommunikationskonzern am Finanzplatz Schanghai in Szene setzen.

China Telecom zapft Heimatbörse an

nh Schanghai

Der im Frühjahr von der New Yorker Börse verbannte chinesische Festnetzriese China Telecom will mit einem neuen Listing an der Shanghai Stock Exchange gewaltig Kapital bei heimischen Anlegern einsammeln. China Telecom, deren Primärlisting sich an der Hongkonger Börse befindet, flankiert dieses nun mit der Ausgabe von 10,4 Milliarden Aktien zum Emissionspreis von 4,53 Yuan. Daraus errechnet sich eine Mittelaufnahme von umgerechnet 7,3 Mrd. Dollar (6,2 Mrd. Euro). Damit wird das in diesem Jahr bislang größte Initial Public Offering (IPO) des chinesischen Technologiekonzerns und Tiktok-Rivalen Kuai­shou Technology über 6,3 Mrd. Dollar noch um einiges übertroffen.

China Telecom war zur Verärgerung der chinesischen Regierung zusammen mit den beiden anderen staatlichen Telekomkonzernen China Mobile und China Unicom im Mai im Rahmen eines sogenannten Delisting-Verfahrens vom Kurszettel an der New York Stock Exchange (Nyse) entfernt worden. Hintergrund für die ungewöhnliche Verbannungsmaßnahme war eine sogenannte Exekutivanweisung des vormaligen US-Präsidenten Donald Trump, mit der verfügt wurde, dass US-Anleger keine Engagements bei chinesischen Unternehmen tätigen dürfen, denen enge Verbindungen zum chinesischen Militär nachgesagt werden oder die anderweitig als Sicherheitsrisiko gelten.

Die US-Regierung unter Joe Biden hat an der schwarzen Liste für chinesische Unternehmen, von deren Wertpapieren sich US-Investoren fernhalten müssen, festgehalten und sie noch um einiges erweitert. Außerdem sah man zuletzt seitens der Pekinger Regierung Beschränkungen für IPOs von chinesischen Technologiefirmen an US-Börsen, die ebenfalls auf nationale Sicherheitsbedenken zurückgeführt werden.

Die politischen Spannungen und latente Kapitalmarktentkoppelung zwischen China und den USA trägt wesentlich dazu bei, dass chinesische Firmen mit einer Notierung an der Wall Street nach Alternativen suchen und vermehrt mit Zweitlistings an der Hongkonger oder Schanghaier Börse heimische Anlegerkreise an­zapfen. Neben China Telecom dürften auch die beiden staatlichen Mobilfunkriesen China Mobile und China Unicom in den kommenden Monaten mit einem entsprechenden Listing in Schanghai aufwarten.