Rachefeldzug

China verhängt Milliarden­strafe gegen Didi

Chinas Marktführer für Fahrdienste, Didi Global, wird nach Abschluss eines gut einjährigen Ermittlungsverfahrens des Internetregulators Cybersecurity Administration of China (CAC) wegen Ver­stößen gegen Datenschutzauflagen und Bestimmungen zur...

China verhängt Milliarden­strafe gegen Didi

nh Schanghai

Chinas Marktführer für Fahrdienste, Didi Global, wird nach Abschluss eines gut einjährigen Ermittlungsverfahrens des Internetregulators Cybersecurity Administration of China (CAC) wegen Ver­stößen gegen Datenschutzauflagen und Bestimmungen zur nationalen Sicherheit mit einer gewaltigen Strafe in Höhe von 8 Mrd. Yuan (1,2 Mrd. Dollar) belegt. Einer Mitteilung der CAC vom Donnerstag zufolge orientiert sich das Strafmaß an drei nicht näher erläuterten Gesetzesverstößen und daraus resultierenden „illegalen Aktivitäten“, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dargestellt hätten.

Das Verfahren gegen Didi hat weltweit­ für Aufsehen gesorgt. Die regulatorische Attacke erfolgte nur wenige Tage nach dem 4,4 Mrd. Dollar schweren Börsengang des Tech-Unternehmens an der New York Stock Exchange (Nyse) und führte zu dramatischen Kurskorrekturen nicht nur bei der Didi-Aktie, sondern praktisch bei allen an der Wall Street gelisteten chinesischen Unternehmen. Der Malus für chinesische Tech-Werte in den USA und die damit verbundene gigantische Kapitalvernichtung konnte nie wieder aufgeholt werden.

Politischer Vorgang

Zudem anderen markierte das Strafverfahren eine grundsätzlich neue Herangehensweise des Staatsapparats an das Thema Börsenlistings von chinesischen Unternehmen im Ausland. Sie gelten nunmehr als politischer Vorgang, der aufwendige Genehmigungsschritte und Prüfverfahren zur Wahrung der nationalen Sicherheit erfordert.

Didi hatte in einem durch Pekinger Regulierungsattacken auf heimische Tech-Unternehmen bereits drastisch verschlechterten Marktklima im Frühjahr 2021 eine Art Blitzaktion für ein Listing in den USA gestartet und war damit einer Intervention der Cybersecurity Administration of China (CAC) zuvorgekommen, die im Begriff war, neue Regeln für die Kontrolle von Datenkonzernen mit Bezug auf nationale Sicherheit aufzustellen.

Die CAC rächte sich nur wenige Tage nach dem Handelsstart am 30. Juni in New York mit einem Verfahren wegen Datensicherheitsverstößen und belegte Didi mit einer bis heute andauernden Neukundensperre. Diese hat die Wachstumsperspektiven des chinesischen Pendants zu Uber völlig über den Haufen geworfen.

Delisting erzwungen

Letztlich zwangen die Regulatoren das Didi-Management dann, die Börsenpräsenz in den USA ganz aufzugeben. Das zur Junimitte erfolgte Delisting von der Nyse bedingt nun, dass die Didi-Aktie nur noch über ein sogenanntes Over-the-Counter-System (OTC) gehandelt werden kann. Während des unrühmlichen Wall-Street-Auftritts hatte die Didi-Aktie 84% ihres Wertes beziehungsweise 57 Mrd. Dollar eingebüßt.

Analysten vermuten, dass Didi mit der nun abgeleisteten Buße eine neue Chance für einen Börsengang in Hongkong erhalten könnte. Allerdings wird die Gesellschaft durch die noch immer währende Sperre ihrer Kunden-Apps weiter an Neugeschäft gehindert.

Auch ist nicht absehbar, ob weitere Restrukturierungsschritte und Ge­schäftsmodellanpassungen erforderlich sind, um ein Plazet für ein neues IPO zu erhalten. In jedem Fall wird vermutet, dass das Gründer- und Managementteam längst nicht mehr volle Freiheit besitzt, um einen eigenverantwortlichen Didi-Expansionskurs zu steuern.

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