IPO

Cinven plant Börsengang für Synlab nach Ostern

Ein Fünftel vom Umsatz des Labordienstleisters Synlab ist mit Covid-19 verbunden. Jetzt soll das Unternehmen aus dem Portfolio der Beteiligungsgesellschaft Cinven an die Börse kommen.

Cinven plant Börsengang für Synlab nach Ostern

cru Frankfurt

Der Finanzinvestor Cinven will nach Ostern den Börsengang des Labordienstleisters Synlab starten, um von der hohen Investorennachfrage nach Aktien aus dem Gesundheitssektor zu profitieren. Von der nächsten Woche an wird das Unternehmen aus München, das mit rund 6 Mrd. Euro bewertet werden könnte, Präsentationen für Analysten abhalten. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Mit dem IPO beauftragt sind J.P. Morgan und Goldman Sachs.

Die Analysten sollen dann im März Bewertungsschätzungen ausarbeiten. Die Absicht, an die Börse zu gehen („Intention to float“), wird wahrscheinlich Anfang April veröffentlicht. Zuerst hatte Reuters darüber berichtet. Cinven und Synlab lehnten eine Stellungnahme ab.

Aufgrund der starken Nachfrage nach den Covid-19-Testkapazitäten von Synlab erwartet das Unternehmen nach Angaben vom Dezember für 2020 einen Anstieg des operativen Gewinns (Ebitda) auf 550 Mill. Euro. Es wird erwartet, dass Investoren den für Synlab positiven Covid-19-Effekt von ihren Schätzungen für künftige Gewinne abziehen werden, weil er nicht von Dauer ist.

Von BC Partners erworben

Cinven hatte Synlab 2015 für 1,7 Mrd. Euro von dem Private-Equity-Investor BC Partners gekauft und fusionierte das Unternehmen danach mit dem französischen Wettbewerber Labco. Dadurch entstand Europas größter Labordienstleister, der jährlich rund 500 Millionen Tests durchführt.

Gemessen am Unternehmenswert von 6 Mrd. Euro dürfte Synlab einer der Top-5-Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr werden. Der Eigentümer Cinven hatte zuletzt zusammen mit dem Finanzinvestor Bain die milliardenschwere Hygienechemikaliensparte des Schweizer Pharmazulieferers Lonza übernommen. Zu den größten Beteiligungen von Cinven in Deutschland zählen neben Synlab vor allem die Thyssenkrupp-Aufzugssparte und der Medikamentenhersteller Stada.

Obwohl die europäischen Laborbetreiber, die Standard-Blut- und Urintests sowie andere medizinische und veterinärmedizinische Diagnosedienstleistungen anbieten, schon viele Zusammenschlüsse hinter sich haben, um Kosten zu senken, bleibt die Branche von kleinen Unternehmen geprägt, da die Regeln für die Vergütung ihrer Dienstleistungen innerhalb der Europäischen Union unterschiedlich sind. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres machte Synlab bei einem Umsatz von 1,8 Mrd. Euro einen Gewinnsprung um 23% auf 415 Mill. Euro.

Das Covid-19-Testvolumen stieg auf mehr als 2 Millionen Tests pro Monat. Da das Unternehmen erhebliche Kosten für die Erweiterung seiner Testkapazitäten für Coronaviren zu tragen hatte und hohe Wertberichtigungen verbuchen musste, wies es im Berichtszeitraum einen Nettoverlust von 75 Mill. Euro aus. Synlab will die Ergebnisse für 2020 am 25. März veröffentlichen.

Umwelttests verkauft

Der Labordienstleister schloss Anfang des Jahres den Verkauf seines auf Umwelttests spezialisierten Geschäftsbereichs Analytics & Services für 550 Mill. Euro an den Genfer Warenprüfkonzern SGS ab. Das hatte eine Heraufstufung der Bonitätsnote durch die Ratingagentur Fitch zur Folge. Etwa ein Fünftel des Umsatzes von Synlab ist mit Co­vid-19 verbunden, ein positiver Faktor, der bis 2023 noch relevant sein dürfte, wenn auch laut Fitch wahrscheinlich in kleinerem Umfang.