Wasserstoffbetriebene Lkw

Clean Logistics kämpft ums Überleben

Clean Logistics kämpft offenbar ums Überleben. Das Hamburger Unternehmen hat eine Kapitalerhöhung beschlossen. Hintergrund sei die „derzeit schwierige finanzielle Situation der Gesellschaft“.

Clean Logistics kämpft ums Überleben

md Frankfurt

Clean Logistics kämpft offenbar ums Überleben. Das Hamburger Unternehmen, das konventionelle Antriebssysteme von Nutzfahrzeugen – meist ein Dieselmotor – gegen einen emissionsfreien Antrieb bestehend aus Wasserstoff-Brennstoffzelle, Batterie, Elektro-Achs-Motor und eigener Steuerungssoftware austauscht, hat eine Kapitalerhöhung beschlossen und wird dadurch bis zu 4,86 Mill. Euro einnehmen. Hintergrund sei die „derzeit schwierige finanzielle Situation der Gesellschaft, die kurzfristigen Handlungsbedarf zur Sicherung der Überlebensfähigkeit der Gesellschaft erfordert“.

Beschlossen wurde die Ausgabe von bis zu 2,7 Millionen neuen Aktien gegen Bareinlage mit Bezugsrecht der Aktionäre. Der Bezugspreis beträgt 1,80 Euro je Aktie. Vor der Veröffentlichung der Kapitalmaßnahme am Mittwochabend lag der Kurs bei rund 5 Euro. Der gemessen daran ungewöhnlich niedrige Bezugspreis ist ein Indiz dafür, wie sehr dem Unternehmen das Wasser bis zum Halse steht und dass die Kapitalmaßnahme unbedingt umgesetzt werden muss. Gestern rutschte das Papier zeitweise auf 2,40 Euro ab. Noch im August hatte die Aktie fast 18 Euro gekostet. Der Schlusskurs lag bei 3,00 Euro (−40 %). Große Aktionäre der Gesellschaft hätten ihre Bereitschaft erklärt, sich an der Kapitalerhöhung zu beteiligen, heißt es in der Mitteilung. Zudem hätten Gläubiger der Gesellschaft signalisiert, dass sie über einen Debt Equity Swap (Umwandlung von Forderungen in Eigenkapital) nachdenken.

Diese Maßnahmen sollen gemäß Clean Logistics zusammen mit anderen geplanten Elementen „Teil eines kurzfristigen Gesamtkonzepts sein, um die Gesellschaft zu stabilisieren.“ Zur Ursache des finanziellen Engpasses macht das Unternehmen keine Angaben.

Noch vor drei Wochen hatte CEO Dirk Graszt auf dem Eigenkapitalforum im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betont, dass der Umbau der Antriebssysteme von Lastern – insbesondere 40-Tonnen-Trucks, sogenannte Sattelzugmaschinen, und Spezialfahrzeuge wie Müllfahrzeuge oder Saug-Spül-Fahrzeuge – nur die Vorstufe zum Bau eigener Lkw sei, die von vorneherein mit dem selbst entwickelten Antriebskonzept ausgestattet seien. Der Produktionsanlauf war ursprünglich für Ende 2022 geplant; zuletzt war von einer Verschiebung auf 2023 die Rede gewesen. Mit Blick darauf war im Juli 2022 der Hersteller Ginaf Trucks Nederland übernommen worden. Damit verfügt die Gruppe über einen eigenständigen Fahrzeugproduzenten (OEM) mit den entsprechenden Zulassungsvoraussetzungen von eigenen Fahrzeugen in Europa.

Die im Halbjahresbericht veröffentlichte und immer noch gültige Jahresprognose lautet: ein Umsatzanstieg auf einen niedrigen zweistelligen Mill.-Euro-Betrag sowie Verbesserungen beim Jahresergebnis. Zumindest das Erlösziel klingt vermessen, setzte Clean Logistics in der ersten Jahreshälfte doch gerade mal 392000 Euro um. Der Periodenfehlbetrag lag bei 5,5 Mill. Euro; darin enthalten waren Firmenwertabschreibungen von 1,3 Mill. Euro.