Finanzierung

Deutsche Biotech zieht Kapital an

Nach dem Einbruch in der Biotech-Finanzierung 2022 ist es in der Mittelaufnahme für die deutsche Branche im vergangenen Jahr wieder nach oben gegangen. Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung wächst die Zuversicht in den Unternehmen.

Deutsche Biotech zieht Kapital an

Deutsche Biotech zieht Kapital an

Größere Finanzierungsrunden über Venture Capital – Mehr Zuversicht für Geschäftsentwicklung 2024

swa Frankfurt

Nach dem Einbruch in der Biotech-Finanzierung 2022 ist es in der Mittelaufnahme für die deutsche Branche im vergangenen Jahr wieder nach oben gegangen. Das betrifft Venture Capital und Kapitalerhöhungen über die Börse. Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung wächst die Zuversicht in den Unternehmen.

Die deutsche Biotechnologie zieht das Interesse von Investoren auf sich. Trotz angespannter globaler Finanzierungslage sei es den Unternehmen des Sektors gelungen, mit 1,08 Mrd. Euro 2023 etwas mehr Kapital einzusammeln als im Jahr davor (920 Mill. Euro), teilt der Branchenverband Bio Deutschland mit. Dabei ist der Anteil von Venture Capital von 465 Mill. auf 533 Mill. Euro geklettert, bei Kapitalerhöhungen über die Börse erhöhten sich die Erlöse von 456 Mill. auf 547 Mill. Euro. Die Jahre 2020 und 2021 waren noch von den hohen Finanzierungen für Corona-Impfstoffe geprägt.

Leuchtturm-Projekte

Größere VC-Finanzierungen in der deutschen Biotech 2023 waren die Runden von ITM Isotope Technologies Munich mit 255 Mill. Euro im Juni oder von Complement Therapeutics mit 72 Mill. Euro im April. Branchenbeobachter weisen immer wieder darauf hin, dass die deutschen Biotech-Unternehmen vor allem für ihre Entwicklungsprojekte in fortgeschrittener klinischer Phase mehr Mittel benötigen und größere Kapitalzusagen erforderlich sind.

Hoffnung auf Wachstumsfonds

Hoffnungen ruhen dabei auch auf dem neuen VC-Dachfonds „Wachstumsfonds Deutschland“, der Ende 2023 das Zielvolumen von 1 Mrd. Euro erreicht hat und an dem sich neben dem Bund und KfW Capital als Ankerinvestoren mehr als 20 Investoren beteiligt haben.

Die jährliche Trendumfrage des Branchenverbands zeigt ein gemischtes Bild der Erwartungen für das laufende Jahr. Die befragten Unternehmen schätzen ihre Geschäftslage 2023 zwar noch deutlich schlechter ein als 2022, blicken aber wieder positiver in die Zukunft. Allerdings setze sich der negative Trend in der Personalplanung und den Investitionen in Forschung und Entwicklung für das kommende Jahr fort, teilt Bio Deutschland mit.

„Das Jahr 2023 hat unsere Unternehmen vor besondere Herausforderungen gestellt. Der Kapitalmarkt war schwierig, die Energiekosten sind hoch, qualifiziertes Personal ist schwer zu finden. Die Ergebnisse unserer Trendumfrage bilden diese Situation ab“, fasst Verbandsvorsitzender Oliver Schacht das Szenario zusammen.

Bemerkenswert sei, dass viele Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer davon ausgehen, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtern wird, sondern sich sogar eine Trendumkehr abzeichnet. „Allerdings sind sie dennoch bei Investitionen weiterhin vorsichtig, auch mehr Stellenabbau ist geplant, aber nach wie vor auf niedrigem Niveau“, ergänzt Schacht.

Im Detail der Ergebnisse haben 29% der Befragten angegeben, ihre aktuelle Geschäftslage sei schlecht; 2022 hätten das 13% geäußert. Rund 35% der Teilnehmer gehen davon aus, dass ihre Geschäftslage 2024 besser sein wird als 2023. Im Vorjahr zeigten nur 26% diesen Optimismus. Zugenommen habe die Zahl der Unternehmen, die Personal abbauen werden: 14,5% haben Pläne für Stellenkürzungen, das seien etwa dreimal so viele wie vor einem Jahr. Die Zahl derer, die Personal aufbauen wollen, ist mit 45% gleichwohl stabil geblieben.

Erwartungen an die Politik

Mehr in Forschung und Entwicklung investieren wollen im laufenden Jahr 33% der Firmen, im Vorjahr hatten dies 39% geäußert. Die Anzahl derer, die das aktuelle politische Klima für Biotech-Unternehmen schlecht finden, habe sich von 15% auf 35% mehr als verdoppelt. Was das künftige politische Klima angeht, erwarteten die Unternehmen kaum Veränderungen. Verbandsgeschäftsführerin Viola Bronsema appelliert an die Politik, mehr für die Branche zu tun: „Noch immer ist die Biotechnologie bei unserer Regierung nicht zur Chefsache geworden, obwohl beispielsweise auch der Zukunftsrat des Kanzlers die Bedeutung der Technologie erkannt hat. Hier muss dringend etwas passieren.“

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