Optische Technologien

Digitalisierung treibt Jenoptik an

Jenoptik-CEO Stefan Traeger kündigt eine „starke Performance“ im zweiten Halbjahr an. Die Grundlage für den Erfolg habe der Konzern im letzten Jahr mit Restrukturierungen und einer Übernahme gelegt.

Digitalisierung treibt Jenoptik an

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Mit einer Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) von 25,2% im zweiten Quartal hat der Technologiekonzern Jenoptik nach eigenen Angaben einen Höchstwert erreicht. Das Ebitda schoss, unterstützt durch einen Sondereffekt infolge der Akquisition der auf optische Messtechnik spezialisierten Trioptics von 16 Mill. Euro und die im Vorjahr umgesetzten Kostensenkungen, mit 53,7 Mill. Euro auf mehr als das Doppelte des Vorjahreswerts. Der Quartalsumsatz legte um knapp 30% auf 213 Mill. Euro zu, teilt Jenoptik mit.

Die florierende Geschäftsentwicklung führt Vorstandschef Stefan Traeger vor allem auf die voranschreitende Digitalisierung zurück. Davon profitiert Jenoptik als Zulieferer für Maschinen zur Halbleiterherstellung unmittelbar. „Intel beispielsweise hat angekündigt, rund 20 Mrd. Dollar in neue Chipfabriken zu investieren“, sagt der CEO im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „In den Maschinen, die der Chiphersteller dafür braucht, steckt unsere Optik. Das treibt unser Geschäft an.“

Die Chipknappheit per se sei „kein besonderes Thema“ für Jenoptik, wenngleich die Lieferketten insgesamt unter Druck stünden, „auch bei uns“. Das größere Problem sei jedoch die Verfügbarkeit von gutem Personal und Fachkräften.

Das im SDax vertretene Unternehmen, das am Aktienmarkt 1,7 Mrd. Euro auf die Waage bringt, ist auf optische Technologien spezialisiert. Schlüsselmärkte sind Halbleiterausrüstung, Medizintechnik, Auto- und Maschinenbau, Verkehr, Luftfahrt sowie Sicherheits- und Wehrtechnik.

Beinahe verdoppelt hat sich der Auftragseingang im zweiten Quartal, wobei der Vorjahreszeitraum durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt war. Nach sechs Monaten steht ein Anstieg um 52% auf 508 Mill. Euro in den Orderbüchern. Die Zunahme gehe zum Teil auf Nachholeffekte zurück, insbesondere im Automotive- und auch im Life-Science- und Healthcarebereich. „Das Semiconductorgeschäft hingegen war schon im vergangenen Jahr sehr stark. Jetzt ist es noch stärker geworden“, sagt der 1967 geborene Manager, der seine Karriere bei Carl Zeiss startete und über Leica Microsystems CMS, ein Unternehmen der Danaher-Gruppe, und die Schweizer Tecan Group zu Jenoptik kam. Es sei kein Nachlassen der Dynamik zu erkennen. Im Gesamtjahr werde der Auftragseingang ein Rekordniveau erreichen, falls sich die bisherige Entwicklung fortsetze.

Weitere Zukäufe geplant

Der CEO sieht Jenoptik auf gutem Weg zu den im Juli hochgesetzten Jahreszielen. Demnach soll der Umsatz auf 880 Mill. bis 900 Mill. Euro steigen. Die Ebitda-Marge siedelt der CEO zwischen 19,0 und 19,5% der Erlöse an. Die alte Margenprognose lag bei 16 bis 17%. Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 kam das Unternehmen aus Jena auf 837 Mill. Euro Umsatz und 15,7% Marge. Für das zweite Halbjahr, traditionell das stärkere im Vergleich zur ersten Hälfte, erwartet Traeger eine „starke Performance“. Die Ebitda-Marge werde höher ausfallen als in den ersten sechs Monaten, als 18,9% erreicht wurden.

Die Grundlage für den Erfolg sei im vergangenen Jahr gelegt worden, betont der Vorstandschef. Traeger verweist zum einen auf die 2020 angestoßenen Restrukturierungen und Effizienzsteigerungen. Ein Werk in Berlin sei geschlossen worden, die Mitarbeiterzahl sei konzernweit um rund 5% gesunken. Zum anderen habe man zum Höhepunkt der Pandemie den Mut gehabt, mit dem Trioptics-Erwerb die bisher größte Akquisition in der jüngeren Geschichte zu stemmen. Noch wichtiger sei, dass Jenoptik die Basis für langfristiges profitables Wachstum geschaffen habe. Mit seinen Technologien, Märkten und der eigenen Organisation sei der Konzern gut aufgestellt für Megatrends wie Digitalisierung, Personal Healthcare und smarte Infrastruktur.

Der CEO stellt weitere Übernahmen in Aussicht: „Den Optikbereich wollen wir weiter verstärken. Das ist unsere Kernkompetenz.“ Jenoptik könne dafür „signifikante Beträge“ investieren: „Mehrere hundert Millionen Euro machen uns keine Angst“, versichert der Firmenchef.

Getrennt hat sich Jenoptik im Juli von der Prozess-Messtechnik für Schleifmaschinen und vom Bereich Kristallzüchtung. „Damit haben wir einen weiteren Schritt gemacht, um unser Versprechen einzulösen, das Unternehmen einfacher und klarer zu machen“, sagt Traeger. Ein Verkauf des mechatronischen Geschäfts unter der Marke Vincorion bleibe ein „strategisches Ziel“. Es gebe immer mal wieder Gespräche dazu, aber nichts Konkretes.

Jenoptik
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang508334
Umsatz389329
Ebitda7438
in % des Umsatzes18,911,5
Periodenergebnis3811
Free Cash-flow1216
Zahlungsmittel5063 *
Nettoverschuldung215201 *
*) Ende 2020Börsen-Zeitung