Im InterviewMark Langer

„Wir brauchen kein Rating mehr“

Im Zuge des Börsengangs löst Douglas die bisherige Finanzierung komplett ab. Die neuen Schulden werden deutlich niedriger verzinst. Mitten in der Vermarktungsphase will sich CFO Mark Langer jedoch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

„Wir brauchen kein Rating mehr“

IM INTERVIEW: MARK LANGER

„Die Maschine läuft auf allen Zylindern“

Douglas winken deutlich niedrigere Zinskosten – Finanzvorstand: Künftig kein Rating mehr nötig – Offen für Ankerinvestor

Im Zuge des Börsengangs wird Douglas die alte Finanzierung komplett ablösen. Dadurch winken deutlich niedrigere Zinskosten, sagt Finanzchef Mark Langer im Interview. Von der konjunkturellen Entwicklung in Europa hat sich der Premium-Beauty-Markt nach seiner Einschätzung abgekoppelt.

Herr Langer, das Marktumfeld könnte für den Börsengang von Douglas kaum besser sein. Der Dax erklimmt beinahe im Tagesrhythmus neue Höchststände. Dennoch benötigen Sie für das IPO noch die finanzielle Hilfe Ihrer Altaktionäre in Form von frischem Eigenkapital. Bitte erklären Sie die Konstruktion.

Unmittelbar vor dem IPO erhalten wir von unserem Eigentümer, der Kirk Beauty International, Eigenkapital von bis zu 300 Mill. Euro. Das ist ein ganz klares Signal unserer Gesellschafter.
Sie unterstützen uns dabei, zum Start an der Börse eine Zielverschuldung von deutlich unter dem Dreifachen des bereinigten Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Anm. d. Red.) zu erreichen.

Können Sie nicht mehr Eigenkapital am Markt einsammeln?

Das ist dank der zusätzlichen Eigenkapitalzuführung unserer Altaktionäre von rund 300 Mill. Euro nicht notwendig. Um unsere Verschuldung wie geplant um rund 1,1 Mrd. Euro zurückzuführen, brauchen wir lediglich rund 800 Mill. Euro Nettoerlös am Markt. Im Falle eines erfolgreichen IPOs wird die bestehende Fremdkapitalfinanzierung zu deutlich günstigeren Konditionen komplett abgelöst.

Bei der vorzeitigen Rückzahlung werden Vorfälligkeitszinsen fällig. Was lassen Sie sich das kosten?

In unseren bestehenden Kreditverträgen sind entsprechend Vereinbarungen getroffen worden. Die Vorfälligkeitsentschädigungen für die PIK Notes und die Senior Secured Notes belaufen sich in Summe auf knapp 30 Mill. Euro. Das ist eine sinnvolle Investition. Die PIK Note ist kein geeignetes Finanzierungsinstrument für ein Unternehmen mit einer Net Leverage Ratio von weniger als 3.

Wie groß ist die jährliche Zinsersparnis?

Wir zahlen momentan durchschnittlich 8% auf unsere Finanzverbindlichkeiten. Künftig erwarten wir die durchschnittlichen Zinskosten zwischen 5,5 und 6,5%. Unsere Verschuldung wird sich um gut 1,1 Mrd. Euro verringern, und auf die noch verbleibenden Schulden zahlen wir wie gesagt 150 bis 250 Basispunkte weniger Zinsen.

Sie sind mit einem sehr schwachen Rating von „B−“ bzw. „B3“ unterwegs. Zum IPO zielen Sie auf einen Verschuldungsgrad von 2,7 ab. Was bedeutet das für das Rating?

Wir lösen die bestehende Finanzierung komplett ab und ersetzen sie durch eine komplett neue, für die neue Situation passendere Finanzierung. Die neuen Finanzverbindlichkeiten belaufen sich auf 1,6 Mrd. Euro. Das ist eine Kombination aus einem Term Loan, einem Bridge Loan und einer revolvierenden Kreditfazilität. Weil wir nicht auf kapitalmarktnotierte Instrumente zurückgreifen, brauchen wir kein Rating mehr. Wir haben noch nicht entschieden, wie wir die bestehenden Ratings fortführen werden.

Warum beschneiden Sie Ihren Handlungsspielraum unnötig, indem Sie auf ein Rating verzichten?

Ein neuer Bond wäre für uns teurer gewesen als der neue Term Loan. Grundsätzlich schätzen wir es, wenn wir Optionen haben. Daher will ich auch keineswegs ausschließen, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt wieder an den Bondmarkt gehen. 

Sie wollen die Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten Ebitda mittelfristig auf 2 zurückführen. Was verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter mittelfristig?

Wir haben das bewusst offengehalten, weil wir uns nicht auf ein bestimmtes Fiskaljahr festlegen wollen.


Zur Person

Mark Langer, seit Mai 2021 Finanzchef von Douglas, ist ein alter Hase in seinem Metier. Der Börsengang ist jedoch auch für den einstigen CFO und CEO von Hugo Boss Neuland. Seine berufliche Karriere startete der studierte Betriebswirt und Maschinenbauer 1995 als Berater bei McKinsey.


Zur Absicherung der Transaktion haben einige Unternehmen auf Ankerinvestoren gesetzt, die sich vor dem IPO zur Zeichnung eines Aktienpakets verpflichten. Ihr Angebot enthält auch Privatplatzierungen. Wird es bei Douglas Vorabplatzierungen geben?

Wir haben die Intention to Float abgegeben und es finden jetzt Gespräche mit Investoren statt. Bislang ist keine Vereinbarung mit einem Ankerinvestor getroffen worden.

Würden Sie sich darauf einlassen?

Ein Ankerinvestor bringt gewisse Vorteile mit sich; daher sind wir offen für Ankerinvestoren. Ein solcher ist jedoch keine Voraussetzung für einen erfolgreichen Börsengang von Douglas.

Ihre Eigentümer werden das Geld für die Kapitalspritze mutmaßlich bei einer Bank aufnehmen. Üblicherweise werden solche Darlehen mit Aktien des IPO-Kandidaten besichert. Was heißt das für Douglas?

Wie die Refinanzierung aufseiten der Gesellschafter aussieht, kann ich im Detail nicht sagen. Was wir wissen, ist, dass die Finanzierung, wie üblich für einen solchen Margin Loan, in der Tat mit Douglas-Aktien besichert ist.

Das ist für Sie aber nicht ganz unwichtig, denn aufgrund der zusätzlichen Kapitalspritze dürfte der Streubesitz nach dem IPO ja nicht sonderlich groß sein. Können Sie eine Indikation geben?

Mit der Kapitalerhöhung sammeln wir rund 800 Mill. Euro Nettoerlös ein. Wie sich der Streubesitz zusammensetzt, wissen wir erst am Ende der Vermarktung. Aus meiner Erfahrung ist für institutionelle Investoren vor allem wichtig, wie groß die Streubesitz-Marktkapitalisierung ist. Rund 800 Mill. Euro Nettoerlös sind schon relativ viel.

Je geringer der Streubesitz ist, desto größer der Aktienüberhang. Das deckelt für gewöhnlich die Kursentwicklung, weil nicht klar ist, wann der Finanzinvestor Aktien auf den Markt wirft.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das nicht zwangsläufig der Fall ist. Auch bei anderen börsennotierten Unternehmen, die anfangs mehrheitlich im Besitz von Finanzinvestoren waren, wie z.B. Hugo Boss, hat sich der Finanzinvestor über einen längeren Zeitraum schrittweise zurückgezogen. Wer beim Börsengang nicht genügend Aktien bekommen hatte, hatte ein Interesse nachzukaufen. Die Nachfrage war immer hoch. Bei uns weiß jeder Investor, dass CVC mittelfristig seine Position reduziert.

Der Panzergetriebehersteller Renk ist kürzlich sehr erfolgreich an der Börse gestartet. Das lag auch daran, dass Rüstungsaktien momentan sehr gefragt sind. Einzelhandel ist dagegen im aktuellen konjunkturellen Kontext nicht so der Knaller. Warum gilt das für Douglas nicht?

Willkommen im Premium-Beauty-Markt. Der Sektor ist herausragend im Vergleich zu anderen Einzelhandelssegmenten in Europa. Wir haben uns sehr intensiv mit unserem Markt im Vergleich zu anderen Retail-Sektoren in Europa auseinandergesetzt. Es gibt kaum einen zweiten Retail-Sektor mit einer vergleichbaren strukturellen Profitabilität. Das gilt sowohl für die Marken- als auch für die Händlerseite.

Woran liegt das?

Die meisten Premiumhersteller verkaufen insbesondere in Kontinentaleuropa nur an ausgesuchte Händler. Diese Hersteller stellen sehr hohe Ansprüche an die Qualität der Verkaufspunkte und an die Qualifikation des Beratungspersonals. Dies ist das Konzept der selektiven Distribution. Marktstudien zeigen, dass der Sektor in den nächsten Jahren durchschnittlich um 5,4% jährlich wächst. Damit unterscheidet sich das Premium-Beauty-Segment deutlich von vielen anderen Retail-Sektoren.

Spielt das konjunkturelle Umfeld überhaupt keine Rolle?

Wir sind 2023 um 10% gewachsen, wir haben unsere Profitabilität um 50 Basispunkte erhöht. Wir wachsen weiterhin stark, auch wenn sich das Wachstum langsam normalisiert. Wir wachsen auch mit Neueröffnungen. Das wollen wir fortsetzen. Die Maschine läuft auf allen Zylindern, um genau das zu liefern, was wir versprochen haben. Ich sehe vom Marktumfeld her kein Hindernis für unsere mittelfristigen Ziele.

Das Interview führte Annette Becker.