Familie Benetton

Edizione und Blackstone vor Atlantia-Übernahme

Die Familie Benetton startet zusammen mit dem Investor Blackstone die Übernahme des Infrastrukturkonzerns Atlantia, der bereits zu 33% von der Benetton-Holding Edizione kontrolliert wird.

Edizione und Blackstone vor Atlantia-Übernahme

bl Mailand

Die Benetton-Familienholding Edizione steht zusammen mit dem amerikanischen Investor Blackstone vor der Übernahme der börsennotierten Infrastrukturgesellschaft Atlantia. Nachdem der Edizione-Verwaltungsrat grünes Licht für die Transaktion gegeben hat, plant Edizione die Übernahme von 60% des Kapitals. Die restlichen 40% sollen bei Blackstone liegen. In einem zweiten Schritt sollen die traditionellen Atlantia-Anteilseigner CrT (Sparkassenstiftung von Turin) und der Staatsfonds GIC aus Singapur wohl eine Beteiligung von 10% erhalten.

Offen war am Mittwochabend noch der Preis. Im Gespräch war eine Preisspanne zwischen 22 und 23 Euro, was einer Bewertung von 18 bis 19 Mrd. Euro entspräche. Inklusive Schulden würde Atlantia damit mit knapp 48 Mrd. Euro bewertet. Die genannte Kursspanne wäre ein Aufschlag von etwa 30% gegenüber den Kursen der vergangenen sechs Monate. Der Atlantia-Schlusskurs lag am Mittwoch bei 21,89 Euro (plus 0,78%). Die Gesamtkapitalisierung des Infrastrukturkonzerns betrug damit 17,9 Mrd. Euro. Die Pressemitteilung von Edizione mit der formalen Mitteilung lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.

Die Übernahme soll zum Teil aus dem Erlös aus dem Verkauf der Autobahngesellschaft Autostrade per l’Italia (Aspi) finanziert werden, der insgesamt etwa 8 Mrd. Euro in die Kassen von Atlantia spült. Edizione ist bisher mit 33% an dem Konzern beteiligt, zu dem mehrere andere Autobahngesellschaften, diverse Flughäfen, die Mautgesellschaft Telepass, Beteiligungen an der Kanaltunnelgesellschaft Getlink und dem deutschen Baukonzern Hochtief (16%) sowie am Autobahnbetreiber Abertis (50%) und die kürzlich übernommene Siemens-Verkehrstechniktochter Yunex gehören.

Außerdem müssen Schulden aufgenommen werden. Des Weiteren ist Atlantia beim deutschen Flugtaxi-Unternehmen Volocopter eingestiegen. Der Infrastrukturkonzern bündelt einen großen, aber bei weitem nicht den gesamten Anteilsbesitz der Familie Benetton, die aus vier Familienzweigen besteht.

Atlantia kam 2021 auf einen Umsatz von 6,4 Mrd. Euro (ohne Aspi) und vermeldete einen Verlust von 544 Mill. Euro, der vor allem auf Abschreibungen zurückzuführen war. Zwar hatte sich der Verkehr auf den Autobahnen, der infolge der Corona-Pandemie 2020 stark eingebrochen war, wieder erholt. Doch die Erlöse der Flughäfen lagen 2021 noch immer deutlich unter denen der Vor-Corona-Zeit und normalisieren sich erst in jüngster Zeit.

Edizione und Blackstone mussten schnell handeln, nachdem ein Konsortium aus dem spanischen Bauunternehmer Florentino Pérez (ACS) sowie den Investoren Global Infra­structure Partners und Brookfield ein Übernahmeangebot angekündigt hatte. Pérez kontrolliert zusammen mit Atlantia den Autobahnbetreiber Abertis.

Angesichts der Mehrheitsverhältnisse bei Atlantia mit Großaktionär Edizione sowie den Minderheitsaktionären GIC und CrT, die zusammen fast 46% des Kapitals kontrollieren, und der notwendigen Zustimmung zu einer Übernahme durch die Regierung in Rom, die über eine Goldene Aktie verfügt, sind die Erfolgschancen des Konsortiums aber gering. Zudem haben Vertreter des Konsortiums erklärt, keine feindliche Übernahme zu planen.

Wertberichtigt Seite 8

Personen Seite 16