Strompreisverfall

Ein Deckel auf dem RWE-Gewinn

Die gesunkenen Strompreise machen RWE schwer zu schaffen. Dennoch hält der Versorger an seiner grünen Investitionsoffensive fest.

Ein Deckel auf dem RWE-Gewinn

Niedrige Strompreise bremsen RWE aus

CEO Krebber erteilt größeren M&A-Transaktionen Absage – Ergebniseinbruch erwartet

ab Essen

Nach zwei Ausnahmejahren mit Rekordgewinnen kehren auch bei RWE wieder normale Zeiten ein. Grund dafür ist das Ende der durch den russischen Angriffskrieg ausgelösten Energiekrise und der hohen Strompreise, die damit Hand in Hand gingen. Nun sind die Großhandelspreise seit Monaten auf dem Weg nach Süden und drücken auf die Marge, wie der Versorger in der Bilanzpressekonferenz erläuterte.

Nach einem bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 8,4 Mrd. Euro (inklusive Kohle/Kernenergie) wird für 2024 mit einem Rückgang um ein Drittel gerechnet. Das bereinigte Nettoergebnis dürfte sich im Worst Case sogar mehr als halbieren. Zwar hält sich Vorstandschef Markus Krebber zugute, die im November veröffentlichte Prognose zu bestätigen. Angesichts des Strompreisverfalls – seit November sind die Preise um 30% gefallen – hatte RWE die Prognose jedoch schon im Januar an den unteren Rand des Zielbandes gerückt.

Dessen ungeachtet sollen die Investitionen auch 2024 deutlich gesteigert werden. Ohne die Akquisition von Con Edison Clean Energy in den USA hatten die Essener zuletzt 5,1 Mrd. Euro in Sachanlagen und immaterielle Vermögen gesteckt. Finanzchef Michael Müller betonte zugleich, angesichts der eingetrübten Ertragsaussichten bei künftigen Investitionen mit noch spitzerem Bleistift zu rechnen.

RWE strategisch am Ziel

Große Akquisitionen kommen für Krebber aber ohnehin nicht infrage. Mit der Con-Edison-Transaktion habe RWE die strategische Zielsetzung erreicht und gehöre in allen Kernregionen des Konzerns zu den führenden Spielern. „Wir sehen momentan kein Corporate M&A“, räumte der RWE-Chef das Thema ab. Kürzlich hatte es Spekulationen gegeben, RWE sei an der Übernahme der dänischen Ørsted interessiert. Mit Blick auf das Offshore-Portfolio sei RWE zufrieden.

Inklusive der zugekauften Kapazitäten wuchs das Erzeugungsportfolio im Kerngeschäft im abgelaufenen Turnus um 6,3 Gigawatt (GW) auf 35 GW. Weitere 8 GW befänden sich aktuell im Bau, sagte Krebber. Finanziell kann sich RWE die grüne Investitionsoffensive angesichts der sprudelnden Gewinne der Vorjahre leisten. Der Finanzierungsbedarf lasse sich zu großen Teilen aus dem operativen Cashflow decken, sagte Müller. Allerdings reichte der operative Mittelzufluss von 4,2 Mrd. Euro im Vorjahr nicht aus, um den Mittelabfluss aus Investitionen zu decken.

Verschuldung bleibt im Rahmen

Der freie Cashflow belief sich auf −4,6 Mrd. Euro. Entsprechend schnellte die Nettoverschuldung auf 6,6 Mrd. Euro in die Höhe. Dennoch signalisiert die Verschuldung mit dem 0,9-Fachen des bereinigten Ebitda Spielraum – dem erwarteten Ergebniseinbruch zum Trotz. Als Obergrenze hat sich RWE einen Verschuldungsgrad von 3 gesetzt, der nach Einschätzung von Müller auch 2024 deutlich unterschritten wird.

Mit der deutschen Energiepolitik zeigt sich Krebber im Großen und Ganzen zufrieden, auch wenn er bemängelt, dass die Kraftwerksstrategie derzeit nur in Eckpunkten vorliege. Noch fehle grünes Licht aus Brüssel und allmählich dränge die Zeit. Um die ersten wasserstofffähigen Kraftwerke noch in dieser Dekade ans Netz zu bringen, müssten die Ausschreibungen in diesem Jahr erfolgen. RWE hat zugesagt, mindestens 3 GW zu bauen, sofern die Rahmenbedingungen passen.

Preisverfall bei CO2-Zertifikaten

Sorge bereitet Krebber aber auch das europäische CO2-Emissionshandelssystem, aus seiner Sicht das wichtigste Instrument der EU für mehr Klimaschutz. Seit Beginn des Jahres seien die Zertifikatspreise um 30% eingebrochen. Mit ein Grund dafür sei, dass die EU-Kommission Zusatzauktionen vorgezogen habe, um zusätzliche Haushaltsmittel zu generieren. Mit diesem Vorgehen werde die Verlässlichkeit des Systems geschädigt, beklagte der RWE-Chef.

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